Wertekunde und Rechtsstaatklassen sollen bundesweit auf dem Stundenplan von Kindern von Geflüchteten stehen. Medienberichten zufolge haben die Unionsfraktionsvorsitzenden dieses Vorhaben in einem Beschlussentwurf festgehalten. Am Dienstag soll dieser verabschiedet werden.
Grundgesetz pauken, Werte und Regeln des Rechtsstaates lernen. Ist das ein sinnvolles Modell, um Kindern von Geflüchteten die Integration zu erleichtern? Laut dem Beschluss sind die Fraktionsvorsitzenden zuversichtlich:
„Sprach- und Wertevermittlung soll der Regelbeschulung vorgeschaltet sein und sind unabdingbare Voraussetzung für gelingende Integration“
„Ziel dieses Unterrichts soll sein, dass Flüchtlinge sich in unserem Werte-/Rechtsstaatssystem besser zurechtfinden können und ihnen gleichzeitig die Grenzen und Verpflichtungen unseres Rechtsstaates vermittelt werden“
Wer möchte nicht, dass Flüchtlinge und besonders Kinder sowie junge Heranwachsende sich gut integrieren sowie ihre Zeit in Deutschland als wertvolle Mitglieder der Gesellschaft verbringen? Ein Ziel, worüber sich kaum streiten lässt. Das Mittel kann aber nicht fraglos als Lösung einer so komplexen Sache wie der Integration hingenommen werden.
Ob die meisten deutschen Kinder einer 7. Klasse wissen, was unter Artikel 1, Absatz 1 des Grundgesetzes zu finden ist? Vielleicht wäre ein Werteunterricht für alle Schüler ein Gewinn. Trotzdem kann man nicht behaupten, dass die meisten 7-Klässler schlecht in der Gesellschaft integriert sind. Möglicherweise lernen Kinder Werte eher aus der Praxis als beim Drücken einer Schulbank. Lehrer können solche Werte auch anhand von Beispielen in anderen Fächern vermitteln – im Politik- und Deutschunterricht zum Beispiel. Außerdem lernen Kinder von Vorbilder – noch so eine Aufgabe von Lehrern und Erwachsenen.
Der Beschlussentwurf hinterlässt den faden Beigeschmack von Symbolpolitik und Strategie. CDU und CSU hatten bei den vergangenen Landtags- und Bundestagswahlen mit zunehmender Wählerwanderung zu kämpfen – ein Teil ihrer Wähler ist weiter nach rechts gewandert und hat stattdessen ihre Stimme der AfD gegeben. Mit solchen Initiativen könnte die Union diese Wähler zurückgewinnen – nur ob der Integration von Kindern geflüchteter Menschen damit geholfen wird, bleibt fraglich. Eine Debatte mit u.a. Lehrern und Bildungswissenschaftlern und anderen sollte her.