Seit wann gibt es Großeltern eigentlich in ihrer Funktion als großmütige Betreuer ihrer Enkelkinder? Seit etwas mehr als 200 Jahren gibt es erst Oma und Opa in ihrer Funktion als Großeltern. Erst seit dem 18. Jahrhundert spielt die Familie, bestehend aus drei Generationen, also so erst eine gravierende Rolle in unserer Gesellschaft. Eine Spurensuche…
Als Familie bezeichnete man bis zum 18. Jahrhundert alle Angehörigen einer Hausgemeinschaft, auch die nicht blutsverwandten. Das Bild des harmonischen Zusammenlebens von Eltern, Kindern und deren Großeltern ist seit je her mit der Großfamilie verbunden.
Dabei handelte es sich zur damaligen Zeit nur selten um gelebte Realität, sondern vielmehr um ein konstruiertes Idealbild des aufstrebenden späten 18. Jahrhunderts.
Die Drei-Generationen-Familie war eine Erfindung, die in bürgerlichen Kreisen als beste Familienform galt und die bis heute die Vorstellung von der „guten alten Familie“ prägt. Das 19. Jahrhundert wurde dann zum Jahrhundert der Großeltern. Viele Texte und Bilder stellten idyllische Großvater- und Großmutter-Inszenierungen dar.
Ältere Menschen, die sich über die Beziehung zu den Enkeln definierten waren etwas Neues. Zunächst galt der Großvater als wichtig, erst später die Großmutter. Der Begriff „Großvaterstuhl“ für große Ohrenlehnstühle stammt nicht zufällig aus dem späten 18. Jahrhundert. Großväter galten als weise Lehrmeister und emotionale Bezugspersonen, die meist verständnisvoller sind als die Eltern.
Victor Hugo schildert 1877 in „Die Kunst, Großvater zu sein“ die zärtliche Liebe zwischen ihm und seinen Enkelkindern. Die „Großväterlichkeit“ wird zur letzten Aufgabe alter Männer, das Enkelkind zu einem „Fürsprecher auf dem Weg ins Paradies“. Großelternschaft bedeutete damals und vielleicht auch heute noch: Verlust an Macht – Gewinn an Liebe.