Wenn die Eltern sich scheiden lassen oder trennen, leiden häufig die Kinder am meisten darunter. Großeltern können dann eine wichtige Rolle spielen. Während zuhause die vertraute Familienwelt zusammenbricht, können die Großeltern Stabilität und Sicherheit bieten. Mit einem offenen Ohr für das Enkelkind da zu sein, kann ihm helfen, die schwierige Situation besser zu bewältigen und sich nicht ganz so verloren zu fühlen.
Großeltern sind oft die wichtigsten Bezugspersonen für Kinder neben den Eltern. Dementsprechend spielen sie im Falle einer Trennung eine wichtige Rolle. Für ein Kind verändert sich mit der Scheidung der Eltern erst einmal ihre komplette bekannte Welt, ihre bis dahin intakte Familie fällt auseinander. Häufig haben sie Angst, ein Elternteil zu verlieren, wenn dieser nun nicht mehr ständig bei ihnen lebt – auch dann, wenn es weiterhin regelmäßigen Kontakt gibt. Was ein Kind gerade in diesen Zeiten braucht, ist Halt, Sicherheit und eine Vertrauensperson. Inwiefern Großeltern das alles bieten können, hängt jedoch von der Intensität der Beziehung zum Enkelkind und auch vom Alter des Enkelkindes ab. Wichtig ist es jedoch, dem Kind zu signalisieren, dass man für sie da ist. Sie können den Enkelkindern weiterhin ein stabiles Umfeld bieten, ein „sicheres Nest“, in das sie in Zeiten der Unsicherheit einkehren können.
Was brauchen Kinder eigentlich nach einer Trennung?
Auch für Großeltern ist die Situation oft nicht einfach. Sie wollen ihr geliebtes Enkelkind natürlich unterstützen. Um das richtig zu können, ist es zunächst wichtig über allgemeine psychologische und rechtliche Rahmenbedienungen im Falle einer Scheidung und Trennung und deren Auswirkungen auf das Kind Bescheid zu wissen:
- Kinder brauchen nach einer Trennung möglichst regelmäßigen Kontakt zu beiden Elternteilen.
- Kinder kommen umso besser mit den neuen Situation zurecht, umso weniger der Konflikt vor ihnen ausgetragen wird.
- Für die Kinder spielt es keine Rolle, welcher der beiden Elternteile „Schuld“ an der Trennung hat – Schuldzuweisungen, insbesondere vor den Kindern, bringen also gar nichts, sondern machen die Situation viel mehr noch schlimmer.
- Alle Elternteile und Großelternteile akzeptieren so wie sie sind: Insofern niemand eine Gefahr für das Kind darstellt, bringt es nichts, Eltern oder Großeltern der „anderen Seite“ und ihre jeweiligen Erziehungsstile in Frage zu stellen.
- Es gibt keine allgemein gültige Umgangsregelung: Sofern kein Elternteil einen Antrag auf Übertragung der alleinigen elterlichen Sorge stellt, behalten die Eltern auch nach einer Scheidung die gemeinsame elterliche Sorge.
- Das Kind hat ein Recht auf Umgang mit jedem Elternteil. Es gibt jedoch keine gesetzlich vorgegebene konkrete Umgangsregelung. Ob das Kind genau die Hälfte der Zeit jeweils bei Mama und Papa verbringt oder ein Elternteil nur am Wochenende sieht: Die Eltern müssen sich einigen.
- Auch Großeltern haben ein Recht auf Umgang mit dem Kind – sofern dieser dem Wohle des Kindes dient. Mehr zum Thema Umgangsrecht mit den Enkeln finden Sie hier.
Großeltern zwischen den Stühlen
Ob und wie stark Sie als Großeltern unterstützend tätig werden können, liegt zu einem Großteil bei den Eltern. Oft sind diese bei einer Trennung besonders auf die Hilfe der Großeltern angewiesen. Vor allem als alleinerziehendes Elternteil ist man in der ersten Zeit nach der Trennung oft überfordert und freut sich darüber, wenn Oma und Opa einspringen. Manchmal ist aber auch das Gegenteil der Fall: Es wird versucht, den Kontakt des Kindes zu den Großeltern der „anderen Seite“ einzuschränken. Meist aus Angst, diese könnten ihr Kind gegen sie aufhetzen.
Deshalb sollten Großeltern versuchen, sich bei einer Trennung neutral zu verhalten. Natürlich ist man dazu geneigt, zu seinem Kind zu halten, gerade weil man oft nur deren Seite der Geschichte zu hören bekommt. Das ist völlig normal und auch in Ordnung, solange man das Enkelkind daraus hält. Umso mehr der Konflikt auf den Schultern des Kindes ausgetragen wird, umso mehr setzt ihm die Trennung zu. Es hat das Gefühl sich entscheiden zu müssen und ein Elternteil zu verlieren. Um den Kontakt zu den Enkeln weiterhin zu bewahren und die Trennung für diese möglichst schmerzlos zu halten, sollte man sich als Großelternteil aus möglichen Schlammschlachten der Kinder heraushalten und sich um eine erwachsene, faire Lösung bemühen.