Entzündungen im Ohr als Ursachen von Ohrenschmerzen
Bei Ohrentzündungen (Otitis) wird aufgrund des anatomischen Aufbaus des Ohrs zwischen Mittel-, Innen- und Außenohrentzündung unterschieden. Abhängig von der Art der Entzündung können unterschiedliche Symptome auftreten.
Die akute Mittelohrentzündung (Otitis media acuta) – eine der häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen
Bei einer Otitis media ist die Schleimhaut der Paukenhöhle – ein Hohlraum im Mittelohr, in dem sich die Gehörknöchelchen befinden – entzündet und verursacht dadurch Ohrenschmerzen.
Auslöser einer Entzündung des Mittelohrs sind oftmals Erkältungserkrankungen im Nasenrachenraum. Die Erreger, bei denen es sich meist um Viren handelt, gelangen über die Verbindung zwischen Rachen und Mittelohr in die Paukenhöhle und verursachen dort die schmerzhafte Entzündung. Der bakterielle Befall des Mittelohrs ist in der Regel eine sogenannte Superinfektion nach einer viralen Erst-Erkankung. Selten dringen Krankheitserreger über das Außenohr in das Mittelohr ein. Dies ist nämlich nur bei einem Riss des Trommelfells möglich.
Typische Symptome bei einer Entzündung des Mittelohrs sind heftige, plötzlich einsetzende Ohrenschmerzen, die ein- und beidseitig auftreten können. Zudem ist Pochen oder Klopfen im Ohr ein charakteristisches Anzeichen sowie Hörstörungen oder Schwindel.
Insbesondere bei Kleinkindern im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren ist die Mittelohrentzündung eine häufige Ursache von Ohrenschmerzen. Aufgrund der – im Gegensatz zu Erwachsenen – engen und kurzen Ohrtrompete, erkranken Kleinkinder leichter an einer Otitis media. Schon kleine Entzündungen führen zu einem Zuschwellen der Ohrtrompete, wodurch der Druckausgleich im Mittelohr und der Abfluss von eitrigen oder blutigen Liquiden erschwert wird. Dies kann zu einer Mittelohrentzündung führen.
Bei Kleinkindern oder Babys ist es nicht leicht eine Otitis media zu erkennen, da sie ihre Beschwerden noch nicht richtig beschreiben können. Eltern müssen daher vor allem ihr Verhalten beobachten. Häufiges ans Ohr greifen, eine unruhige und leicht reizbare Stimmung sowie vermehrtes Schreien können Anzeichen für eine Mittelohrentzündung sein.
Weitere unspezifische Krankheitsanzeichen:
- Appetitlosigkeit und Nahrungsverweigerung
- Fieber und Schüttelfrost
- Schwäche
- Erbrechen
- Durchfall
Nicht bei jeder akuten Mittelohrentzündung ist es zu empfehlen, direkt Antibiotika einzunehmen, denn manchmal sind auch Viren Ursache einer Otitis media. Antibiotika helfen allerdings nur bei bakteriellen Infekten. Oft können homöopathische Arzneimittel oder andere Hausmittel Abhilfe schaffen.
Ohrenschmerzen durch Grippeotitis
Unter einer Grippeotitis versteht man eine Entzündung des Mittelohrs und des Trommelfells, die während einer Grippe auftritt. Diese Entzündung wird durch Influenzaviren hervorgerufen.
Es kommt zu starken Ohrenschmerzen, Schwerhörigkeit, blutigem Ausfluss und blutigen Bläschen auf dem Trommelfell und im Gehörgang. Manchmal klagen Betroffene auch über Tinnitus und Schwindel.
Bei Erkennen dieser Symptome sollte der Patient so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Zur Behandlung der Entzündung kann ein Paukenröhrchen, ein winziges Röhrchen aus Kunststoff oder Metall, in das Trommelfell eingesetzt werden, um die Paukenhöhle zu belüften. Zudem ist eine Infusionstherapie, also eine kontinuierliche Verabreichung von Flüssigkeiten über die Venen, eine weitere Behandlungsalternative. Außerdem können Schmerzmittel und — bei einer zusätzlichen bakteriellen Entzündung — auch Antibiotika eingenommen werden.
Die Innenohrentzündung (Otitis interna) als Schmerzursache
Bei einer Innenohrentzündung können verschiedene Strukturen des Innenohrs entzündet sein, wie zum Beispiel die Hörschnecke (ein Teil des Innenohrs) oder das Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat). Die Entzündung als Ursache für die Ohrenschmerzen entsteht dabei entweder direkt im Innenohr oder greift von anderen Bereichen des Ohrs auf das innere Ohr über.
Operative Eingriffe oder Verletzungen am Ohr sind häufig die Ursache für eine Otitis interna. Ist die Ohrerkrankung bakteriell bedingt, ist der Auslöser dafür meistens eine Mittelohrentzündung oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis), die sich dann ins Innenohr ausbreiten. Andere Erreger können über die Hirnhäute oder den Hörnerv in das Innenohr gelangen und so eine Entzündung hervorrufen. Eine virale Entzündung, die von Infekten der oberen Atemwege (Nase, Mund, Rachen) herrührt, kann ebenfalls auf das Innenohr übergreifen.
Die auftretenden Symptome sind abhängig von dem Entzündungsort im Innenohr. Typische Anzeichen sind
- starke Ohrenschmerzen,
- Tinnitus,
- Schwerhörigkeit,
- Übelkeit und
Bei einer schweren Innenohrentzündung oder einer Entzündung, die nicht optimal medizinisch versorgt wird, kann einen völliger Hörverlust die Folge sein. Dabei treten die Schmerzen meist in Verbindung mit einer Grippe oder Erkältung auf und entwickeln sich schleppend.
Die Behandlung einer Innenohrentzündung ist davon abhängig, ob sie bakteriell oder viral verursacht ist.
Die Gehörgangsentzündung (Otitis externa) – eine weitere Ursache für Ohrenschmerzen
Bei einer Infektion des Gehörgangs ist die Haut im äußeren Gehörgang — zwischen der Ohrmuschel und dem Trommelfell — entzündet und so für Ohrenschmerzen verantwortlich. Davon können ein oder beide Ohren betroffen sein.
Sehr kleine Hautverletzungen im Gehörgang, die beispielsweise durch das falsche Reinigen des Ohrs mit Wattestäbchen oder Ähnlichem entstehen, sind die häufigste Ursache einer Gehörgangsentzündung. Durch zu grobes oder ständiges Reinigen des Gehörgangs wird das schützende Ohrenschmalz entfernt. Dadurch haben Bakterien und Pilze ein leichtes Spiel und siedeln sich im Gehörgang an. Häufiges Schwimmen oder Tauchen begünstigen die Entwicklung einer Entzündung, insbesondere in öffentlichen Schwimmbädern oder Badeseen. Bakteriell verunreinigtes Wasser, das bei den Wasseraktivitäten in den Gehörgang gelangt und nicht sofort wieder abfließt, ist hierfür der Grund.
Zunächst kündigt sich eine Gehörgangsentzündung mit starkem Juckreiz an. Weitere Symptome sind:
- heftige Ohrenschmerzen
- Absonderung von Flüssigkeit oder Eiter
- Schwerhörigkeit bei Anschwellen des Gehörgangs
- Fieber
- geschwollene Halslymphknoten
Zur Behandlung einer Gehörgangsentzündung reicht oftmals eine äußerliche Behandlung durch eine gründliche Reinigung und die Verwendung verschiedener Salben, die entzündungshemmend und abschwellend wirken, aus. Ferner kann der Arzt bei einer bakteriellen Ursache auch Antibiotika und allgemein Schmerzmittel verschreiben.
Weitere Erkrankungen und Verletzungen als Ursache von Ohrenschmerzen
Ebenso wie Entzündungen des Ohrs können auch zahlreiche andere Erkrankungen die Ursachen für Ohrenschmerzen sein. Im Folgenden finden Sie eine kleine Auswahl.
Trommelfellverletzungen verursachen Ohrenschmerzen
Unter einer Trommelfellverletzung versteht man ein Trauma des Trommelfells, das sich als ein Riss (Ruptur) oder ein Loch (Perforation) äußert und meistens nur ein Ohr betrifft.
Verletzungen des Trommelfells können durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung auftreten. Eine direkte Verwundung wird zum Beispiel durch das Einreißen von Narben auf dem Trommelfell der Verletzungen durch Wattestäbchen oder Ähnliches hervorgerufen. Ursache einer indirekten Gewalteinwirkung kann eine rasche Veränderung des Luftdrucks sein, welche beispielsweise im Flugzeug, bei der Auslösung eines Airbags, einem Schlag aufs Ohr oder bei einer Explosion passieren.
Klassische Symptome bei Trommelfellverletzungen sind stechende Ohrenschmerzen, die aber nach einigen Sekunden wieder verschwinden. In wenigen Fällen kommt es zu geringem Blutaustritt. Nur eine Schädigung der Gehörknöchelchen, die sich im Mittelohr befinden, führen zu permanenten Hörschäden. Weitere Beschwerden sind Schwindel, Übelkeit, regelmäßige Mittelohrentzündungen und selten idiopathische Gesichtslähmungen. Die Ursachen einer Gesichtslähmung sind bisher unklar, es wird allerdings von Medizinern vermutet, dass sie auf Entzündungen der peripheren Gesichtsnerven zurückführbar ist.
Bei einem Verdacht auf eine Trommelfellverletzung sollte unbedingt der Arzt aufgesucht werden. Die Behandlung ist abhängig vom Schweregrad. Im Allgemeinen wird der Gehörgang gespült beziehungsweise innen gesäubert. Das Ohr wird dann steril abgedeckt, damit keine Bakterien oder andere Fremdkörper in die Wunde gelangen können. Kleine Wunden heilen innerhalb weniger Tage selbstständig und benötigen keine medizinische Behandlung.
Ohrenschmerzen aufgrund von Ohrenschmalzpfropfen
Unter einem Ohrenschmalzpfropf versteht man Verklumpungen von Ohrensekret, die sich im Gehörgang ansammeln und für den Betroffenen sehr unangenehm werden können. Auch ein solcher Pfropf gehört zu den möglichen Ursachen von Ohrenschmerzen.
Ein Auslöser dafür kann eine Überproduktion von Ohrenschmalz sein. In diesem Fall sollte ein HNO-Arzt die Ohren in regelmäßigen Intervallen professionell reinigen. Ein weiterer Grund für eine Verklumpung des Ohrensekrets kann eine falsche Reinigung des Ohres sein. Oft wird das Ohrenschmalz dabei nicht entfernt, sondern nur tiefer in den Gehörgang hineingeschoben, wo es sich ansammelt. Aus demselben Grund sollte man beim Tragen von Hörgeräten oder Ohrstöpseln Vorsicht walten lassen.
Typische Symptome für Ohrenschmalzpfropfen sind:
- Hörverlust auf dem betroffenen Ohr
- Druck auf dem Ohr
- Ohrengeräusche
- Ohrenschmerzen
- Juckreiz im Ohr
- Ausfluss aus dem Ohr
- Gefühl eines verstopften Ohres
Einen Ohrenschmalzpfropf sollte nicht eigenständig entfernt werden. Ein Besuch beim HNO-Arzt ist hier zu empfehlen. Dieser wird den Pfropf einfach absaugen und die Ohren professionell reinigen, damit es zu keinen Entzündungen kommen kann.