Stilles Ertrinken ist tückisch. Wenn Kinder ertrinken, passiert das meist ganz still und leise. Sie fallen in eine Schockstarre und geben dabei keinen Mucks von sich. Dass Kinder beim Ertrinken wild um sich schlagen, um irgendwie über Wasser zu bleiben, ist ein Trugschluss. In Deutschland sind laut einer Statistik der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft im vergangenen Jahr mindestens 400 Menschen bei Badeunfällen ums Leben gekommen. Kleinkinder ertrinken nicht in großen See, sondern viel häufiger Zuhause in der Badewanne. Schon fünf Zentimeter Wasser in einer Wanne, einem Planschbecken oder sogar in einer Pfütze reichen für ein Kleinkind aus, um darin zu ertrinken. Aber nicht nur beim Baden lauert die Gefahr des Ertrinkens, es gibt noch zwei andere Arten: das trockene Ertrinken und das sekundäre Ertrinken. Besonders gefährlich dabei ist, dass bei dem einen Wasser keine Rolle spielt und bei dem anderen erst Stunden später lebensbedrohliche Anzeichen zu erkennen sind.
Trockenes Ertrinken
Trockenes Ertrinken geschieht, wenn das Gesicht des Kindes schlagartig in Kontakt mit kaltem Wasser kommt. Das Gefährliche dabei ist, dass das meist still passiert. Wenn Erwachsene gerade mal abgelenkt sind, kriegen sie garnicht mit, dass das Kind in der eigenen Badewanne ertrinkt. Oder auch ein Sturz löst bei Kleinkindern einen schockartigen Reflex aus. Die Stimmritze im Rachen schließt sich und die Atmung ist blockiert. Eigentlich handelt es sich dabei um eine Art Schutzmechanismus, der das Einatmen von Flüssigkeiten bei Bewusstlosigkeit verhindern soll. Löst sich der Krampf jedoch nicht rechtzeitig, ist Ersticken die Folge. Die Schockreaktion führt außerdem dazu, dass sich Kleinkinder nach einem Sturz ins Wasser nicht mehr bewegen können. Daher merken Eltern oder Großeltern oft gar nicht, wenn das Kind ertrinkt. Um so wichtiger ist es immer ein Auge auf das Enkelkind zu haben, wenn Sie sich in der Nähe von Wasser aufhalten. Das besonders gemeine dabei ist, dass bei dieser Art des Ertrinkens gar kein Wasser in die Lunge kommt.
Sekundäres Ertrinken
Im Gegensatz zum trockenen Ertrinken gelangt beim sekundären Ertrinken sehr wohl Wasser in die Lunge des Kindes. Das kann passieren, wenn sich ihr Enkelkind im Wasser erschrickt oder beim Sprung ins Wasserbecken. Auch wenn es sich dabei nur um kleine Menge handelt, kann das für das Kind schon sehr gefährlich sein. Meist wirkt das Verschlucken von Wasser erst Stunden später lebensbedrohlich, weswegen Erwachsene es oft nicht als ertrinken erkennen. Für Experten gelten bereits zwei Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht als bedenklich. Bei einem fünfjährigen Kind mit 18,5 Kilogramm wären das 37 Milliliter Wasser, also in etwa drei bis vier Esslöffel.
Es ist ganz normal, dass Kinder im Wasser herumtollen und dabei auch mal Wasser schlucken. Da müssen sich Großeltern nicht immer gleich Sorgen machen. In den wenigsten Fällen ertrinken Kleinkinder. Jedoch sollten Sie immer aufmerksam bleiben, besonders Sie folgende Symptome bei ihrem Enkelkind feststellen:
- Atembeschwerden sowie eine schnelle und flache Atmung
- Wiederholtes Husten
- Schmerzen im Brustkorb
- Übergeben
- Angelaufene Lippen und blasse Haut
- Verhaltensauffälligkeiten (Kinder erscheinen unruhig und streitlustig)
- Extreme Müdigkeit (Ein Zeichen dafür, dass das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird)
Was tun im Ernstfall?
Wenn Sie nach einem Tag im Freibad oder am Badesee einige dieser Symptome wiederzuerkennen meinen, sollten Sie ihren Enkel ganz genau beobachten. Sollte sich sein Zustand verschlechtern gehen Sie sicherheitshalber zum Arzt mit ihrem Enkelkind oder rufen Sie den Notarzt.