Zu welcher Uhrzeit sollte die Schule beginnen? Immer wieder kommt die Diskussion auf, ob es nicht besser wäre, wenn Kinder erst um neun Uhr in der Schule sein müssten. Vor allem im Winter ist es für Kinder und Jugendliche mühsam, wenn sie den Schulweg im Dunklen antreten müssen. Eine Stunde früher oder später aufstehen kann sich zudem stark auf die Konzentration auswirken. Wissenschaftler empfehlen daher, dass die Schule erst um neun Uhr oder gar um zehn Uhr beginnen sollte. Welche Auswirkung hätte ein später Unterrichtsbeginn auf Kinder und Jugendliche, wie auch auf die Eltern?
Die biologische Uhr
Insbesondere für Jugendliche wäre es besser, wenn sie erst um neun Uhr in der Schule sein müssten. Nicht, weil sie nun in einem Alter sind, in dem sie gerne abends mit Freunden um die Häuser ziehen oder gemeinsame Spiel- und Fernsehabende veranstalten. Bei Jugendlichen ab 13 Jahren verändert sich die biologische Uhr, ganz unabhängig vom Lebensstil. Sie werden später müde und sind um acht einfach noch nicht leistungsfähig. Das ist unlängst wissenschaftlich bewiesen. Erst im Alter von Mitte Zwanzig verschiebt sich der Schlafrhythmus wieder zugunsten von Frühaufstehern. Diesen biologischen Rhythmus kann man nicht beeinflussen, weswegen Schulen darauf Rücksicht nehmen sollten. Eine Lösung wäre beispielsweise schon, wenn grundsätzlich vor halb zehn keine Prüfungen angesetzt werden. Zudem empfehlen Wissenschaftler, dass Schulen, die aus organisatorischen Gründen den Unterricht nicht später anfangen lassen können, keine anspruchsvollen Fächer in die ersten zwei Schulstunden legen sollten.
Der Familienalltag
Wenn man von der biologischen Uhr ausgehen würde, müsste die Schule in Deutschland später anfangen. Jedoch ist die soziale Uhr anders getaktet und lässt vielen Familien keine andere Wahl, als ihre Kinder schon früh zu wecken und aus dem Haus zu bringen. Heutzutage sind oft beide Elternteile berufstätig und müssen teilweise schon vor acht Uhr auf der Arbeit sein. Diese können es sich oft nicht leisten, erst um halb 10 das Arbeiten anzufangen. Zwar öffnen Schulen in der Regel schon eine Stunde vor Schulbeginn, doch ein Betreuungspersonal steht dann noch nicht bereit. Es ist oft schon schwierig genug Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Wenn dann das pädagogische Betreuungsangebot fehlt, bleiben Familien nur wenige Optionen. Entweder sind die Kinder schon alt genug und diszipliniert genug, um eigenständig zur Schule zu gehen. Oder die Eltern finden eine Lösung auf der Arbeit mit dem Zeitproblem umzugehen.
Schule ab neun, ist das umsetzbar?
Fazit ist: Mit mehr Schlaf würden Schüler motivierter und erfolgreicher lernen. Zu wenig Schlaf kann zudem auf Dauer das Immunsystem schwächen und zu Übergewicht beitragen. Zwei Drittel der Schüler sitzen täglich unausgeschlafen im Unterricht. Sie gehören zu dem Eulen-Typ, das heißt sie werden erst spät müde und leben in einer Art permanenten Jetlag, indem sie um acht Uhr in der Schule sein müssen. Gerade Kinder und Jugendliche brauchen viel Schlaf, nämlich mindestens neun Stunden pro Nacht. Doch das ist oft nicht vereinbar mit dem Tagesrhythmus der Eltern oder der Infrastruktur an sich. Viele Kinder sind morgens auf Busse angewiesen. Gerade im ländlichen Sektor ist der öffentliche Nahverkehr nicht gut ausgebaut, sodass Schulkinder teilweise schon um halb sieben morgens zum Bus müssen, weil der nächste erst wieder um neun fahren würde. Wenn die Schulzeit in naher Zukunft umgestellt werden sollte, wie Schlafforscher empfehlen, ist es wichtig, das pädagogische Betreuungsangebot an Schulen vor Unterrichtsbeginn auszubauen.