Mittlerweile entwickelt Linus eine eigene Meinung. War er zuletzt immer Feuer und Flamme, bei seinen Großeltern zu schlafen, möchte er plötzlich doch nicht mehr. In ihrer Großelternkolumne schreibt Silke Geercken darum heute über die Meinungsänderungen von Enkel Linus.
Was vierjährige Knirpse von sich geben, bringt Erwachsene zeitweilig zum Schmunzeln und manchmal auch kritischen Hinterfragen seines eigenen geistigen Zustands. „Oma, du weißt schon, dass man mit dem Navi nicht reden kann?“ oder „Das brauchst du mir nicht zweimal zu sagen“ sind zwei ernsthafte Mahnungen meines Enkels. Neulich aber war ich ziemlich platt, als Linus mir klar zu machen versuchte, dass ich ihn missverstanden hätte. Es ging um die Übernachtung. Seit vier Jahren schläft er einen Tag in der Woche bei uns, ich bringe ihn dann am nächsten Vormittag in die Kita. Bereits als ich ihn an unserem „Jour fixe“ abholte, meinte er im Auto: „Mama sagt, wenn ich nicht bei euch schlafen will, brauche ich das auch nicht.“ Zum ersten Mal diese Äußerung. „Natürlich nicht, dann bringe ich dich zurück“, so meine Antwort.
Der Abend nahte, und ich vergewisserte mich. Linus war einverstanden, dass er doch über Nacht bleiben wolle, aber nächste Woche sollte ich zu ihm kommen. Alles klar. Nach dem Abendessen ging er noch eine halbe Stunde mit Opa Fußball spielen. Kaum wieder zurück, kam er unverzüglich angelaufen: „Oma, Du hast mich falsch verstanden. Ich will heute nach Hause, morgen schlafe ich dann bei euch.“ Wir haben dann zu Hause angerufen und um Rücktransport gebeten, inzwischen war es 20 Uhr und Linus‘ Papa war begeistert, nach langem Arbeitstag noch mal los zu dürfen. Nun sind wir gespannt, wann Linus das nächste Mal über Nacht bleiben wird. Drängen werden wir ihn nicht: 24 Stunden mit einem Viereinhalbjährigen sind nämlich ganz schön anstrengend.
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