Was für eine Geschichte: Eine Frau offenbart sich im Internet. Auf Gransnet, einer Plattform für Großeltern, fragt sie, ob es normal sei, dass sie ihre eigenen Kinder mehr lieben würde als ihre Enkelkinder. Sie habe das Gefühl, viele Großeltern würden es umgekehrt halten. Die Meinungen unter dem Post gehen sehr weit auseinander. Einem Teil der User sieht es ähnlich wie sie. Der andere Teil berichtet mit skurrilen Anekdoten über die Rolle von Oma und Opa und wie weit sie darüber hinaus gehen.
„Bin ich die einzige Mutter/Großmutter, die ihre Enkelkinder nicht mehr liebt als ihre eigenen Kinder?“ Sie schreibt, dass ihre eigenen Kinder immer an erster Stelle kommen wurde. Auch, dass sie ihre Kinder besuche, weil sie wissen wolle, wie es den eigenen Kinder geht. Sie sei zwar gern Großmutter, aber ihre Kinder wären das wichtigste.
Die Meinungen zu dieser Aussagen gehen weit auseinander. Manche versichern, dass ihre Kinder immer an erster Stelle stehen würden, andere geben zu, sehr besitzergreifend zu sein und statt den eigenen Kindern den Enkeln den Vorrang zu lassen. Im Verlauf der Diskussion kommen auch einige schockierende Aussagen in diesem Forum zur Sprache. Eine Großmutter sagt, sie hege eine obsessive Liebe gegenüber ihren Enkelkindern. Eine andere schreibt: „Einer von ihnen arbeitet definitiv daran, dass die Ehe ihrer Tochter in die Brüche geht, damit Tochter und Enkel nach Hause kommen, um bei ihnen zu leben.“ Ein Kommentar allerdings ist sehr heftig. Dort schreibt ein User, dass er sich vorstelle, das Enkelkind würde Waise werden und von den Großeltern aufgezogen.
Was steckt eigentlich dahinter, wenn sich Großeltern so obsessiv verhalten? Experten gehen davon aus, dass vor allem Großmütter mit diesem Verhalten kompensieren wollen, was sie ihrer Meinung nach bei den eigenen Kindern nicht gemacht haben. Außerdem haben Großmütter viel Zeit, um sich Gedanken um ihre Enkel zu machen und sehen es als ihre Aufgabe an, ein Auge auf das Enkelkind zu haben. In solchen Fällen ist die Rolle von Oma und Opa nicht eindeutig: Nämlich dann, wenn Großeltern sich zu viel rausnehmen und eine andere Rolle übernehmen.
Wie kann man aber als Elternteil damit umgehen, wenn man der Meinung ist, die Großeltern nehmen zu viel Raum ein. In erster Linie muss man sich die Frage stellen, inwieweit das Verhalten der Großeltern schädlich für das Kind ist. Mischen sich Großeltern in die Erziehung ein, indem sie ihrem Enkelkind ihre Vorstellungen von Werten und Verhalten überstülpen, übertreten sie eine rote Linie. Auch wenn das Interesse am Enkelkind sehr groß ist – Eltern haben klassischerweise die Erziehungsaufgabe. Und das sollte gewahrt werden. Machen Eltern diese Grenze bzw rote Linie sichtbar und weisen Großeltern darauf hin, sollte ein normaler Umgang kein Problem sein. Allerdings kann es durchaus möglich sein, dass diese Grenzen auf Widerstand treffen. Eltern sollten sich im Klaren sein, dass Großeltern Einschränkungen nicht immer gut heißen. Aber machen Sie ihre Position klar!
Stecken Sie ab, inwieweit Großeltern Sie bei der Erziehung oder im Umgang mit den Kindern helfen können. Aufpassen, spielen und unterstützen machen Großeltern gern – binden Sie sie darum von vornherein mit ein. Nur so findet jedes Familienmitglied seinen Platz.