Großeltern spielen eine immer wichtigere Rolle für junge Familien. Über die Hälfte der Großeltern in Deutschland betreuen ihre Enkel, ein Viertel von ihnen tut das regelmäßig. Doch je mehr Oma und Opa involviert sind, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass Konflikte zwischen Eltern und Großeltern enstehen. Ein häufiger Streitpunkt: das Einmischen in die Erziehung. Wir klären, wie Sie mit Konflikten umgehen können, damit die Beziehung zu Kind, deren Partner und den Enkelkindern harmonisch bleibt.
Wenn Oma und Opa zu Erziehern werden
Wenn Betreuungsplätze fehlen oder das Kindermädchen zu teuer ist, müssen oft Oma und Opa einspringen. Das hat sicher seine Vorteile: Die Eltern werden entlastet, die Enkelkinder freuen sich bei ihren geliebten Großeltern zu sein und halten Oma und Opa durch ihre Anwesenheit fit.
Wenn die Großeltern mehrmals die Woche auf die Kleinen aufpassen, kann es jedoch auch zu einigen Konflikten kommen. Denn damit werden sie zu Erziehern. Und der Erziehungsstil kann sich stark von dem der Kinder unterscheiden. In erster Linie wollen die meisten Großeltern ja nur eins: Eine gute Zeit mit dem Enkel verbringen und es am liebsten von vorne bis hinten verwöhnen. Und das kann man ihnen nicht verdenken, schließlich haben sie das Erziehen und Maßregeln ja schon hinter sich. Man sollte sich jedoch auch in die Lage der Eltern versetzen: Sie legen beispielsweise Wert auf eine gesunde Ernährung und mehrmals die Woche wird das Kind bei den Großeltern mit Süßigkeiten und Keksen verwöhnt.
Ansprechen, was einen stört!
Wenn die Großeltern sich in die Erziehung einmischen, kann es für die Kinder schnell wirken, als traue man ihnen die Kindererziehung nicht zu. Sie fühlen sich nicht ernst genommen, wenn ihre Regeln nicht eingehalten werden. Das sorgt für Frust. Sie sind im Zwiespalt: Einerseits ärgern sie sich über bestimmte Verhaltensweisen, andererseits sind sie dankbar für die Hilfe, die sie bekommen. Und das ist es ja auch, was wir Großeltern eigentlich nur wollen: helfen.
Was also tun? Keine Lösung ist es, den Frust runter zu schlucken und Probleme tot zu schweigen. Zu einem großen Familienstreit kommt es meistens dann, wenn Probleme sich über Monate und Jahre anstauen. Helfen kann meist nur ein klärendes Gespräch. Dabei sollte man jedoch auf einiges achten:
- Keine Anschuldigungen. Am besten ist es, von seinen Gefühlen und seiner Sichtweise zu reden, anstatt den anderen mit Vorwürfen à la „Du machst das und das falsch“ zu konfrontieren.
- Den richtigen Zeitpunkt wählen. Und der ist nicht zwischen Tür und Angel, wenn das Kind abgeholt wird. Beide Parteien sollten sich Zeit für ein klärendes Gespräch nehmen.
- Gedanken und Gefühle vorher sortieren. Anstatt aus dem Affekt drauf los zu schimpfen, sollte man sich vorher genau überlegen: Was stört mich? Was soll sich ändern? Wie können wir das erreichen? Manchmal lohnt es sich, diese Gedanken explizit aufzuschreiben.
- Wertschätzung und Respekt. Die höchste Devise lautet: Ruhig bleiben. Selbst wenn bei dem Gespräch nur herauskommt, dass man sich nicht einig ist. Das Ziel soll schließlich nicht sein, dass der Kontakt zwischen Großeltern und Enkeln irgendwie darunter leidet.
- Verständnis für die Gegenseite. Gerade als Großeltern ist es wichtig anzuerkennen, dass die Kinder eben keine Kinder mehr sind, sondern selber Eltern. Man sollte sie ernst nehmen und ihre Entscheidungen und Erziehungsmethoden akzeptieren. Aber auch die Kinder sollten anerkennen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Oma und Opa immer da sind um zu helfen.
Fazit: Der einzige Weg, einen Konflikt aus der Welt zu schaffen, ist darüber zu sprechen. Es lohnt sich, Dinge, die einen bedrücken, auszusprechen und nicht in sich hinein zu fressen. Wichtig dabei ist es, den Gegenüber immer respektvoll zu behandeln und zu versuchen, sich auch in seine Lage hineinzuversetzen.