Es ist ein Rätsel der Wissenschaft: Wie wird Demenz und ihre häufigste Form Alzheimer im Gehirn ausgelöst? Die Forschung steht nach Jahren immer noch am Anfang. Eine neue Studie legt aber nahe, dass Herpesviren möglicherweise eine Rolle spielen.
Rund eine Million Menschen leiden in Deutschland an Alzheimer. Es ist die mit Abstand häufigste Demenzform und dennoch sind ihre Ursachen noch ungeklärt. Schon seit vielen Jahren hält sich die These, dass ein geschwächtes Immunsystem und Infektionen die Krankheit triggern. Auffällig sind die Ablagerungen bestimmter Proteine in Nervenzellen. Eine umfassende Studie legt nun nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen Herpesviren und Alzheimer geben könnte.
In der groß angelegten Studie wollten US-Forscher eigentlich molekulare Auffälligkeiten bei der Entstehung der Krankheit untersuchen. Die viel brisantere Entdeckung im Rahmen der Untersuchung war dann aber zufällig. Die Forscher konnten bei Menschen mit Alzheimer häufiger das Erbgut von humanen Herpesviren finden.
Allein die Präsenz der Viren weist aber keinen Zusammenhang mit der Krankheit nach. Deswegen versuchten die Forscher im nächsten Schritt herauszufinden, ob das Erbgut der Viren und des Menschen überhaupt aufeinander einwirken. Sonst könnten die Herpesviren keine Infektion auslösen. Die Untersuchung ergab, dass die Viren den Hirnstoffwechsel beeinflussen können. Möglicherweise setzt die Antwort des Immunsystems auf die Viren die Krankheit in Gang. Im Tierversuch stellten die Forscher dann fest, dass eine Immunreaktion auf die Viren bei Mäusen zu den Proteinablagerungen führen, die bei Alzheimer typisch sind.
Auch qualitativ hochwertige Studien sind mit Vorsicht zu genießen
Zahlreiche Forscher bestätigen die Qualität der Studie. Sie sei demnach fachlich fundiert, sehr umfangreich und in allen Schritten einwandfrei durchgeführt worden. Die Ergebnisse weisen dennoch keine kausale Ursache nach. Es kann auch Zufall sein, dass viele der Alzheimer-kranken Probanden die Herpesviren hatten. Die beiden Vorkommnisse könnten theoretisch unabhängig voneinander im Gehirn der Patienten existieren. Dennoch bedeutet die Studie ein Schritt nach vorne. Wissenschaftler müssten nun den kausalen Zusammenhang nachweisen. Medizinische Erkenntnisse brauchen in der Regel viel Zeit und viele arbeitsreiche Studien.
Vorsorge
An der Entstehung von Alzheimer sind möglicherweise mehrere Faktoren beteiligt. Am besten können Sie der Demenzform vorbeugen, indem Sie die Risikofaktoren reduzieren. Das bedeutet, sich gesund zu ernähren, Bluthochdruck und erhöhter Blutzucker zu vermeiden, sich sportlich zu betätigen, nicht zu rauchen und geistig aktiv zu sein. Diese Maßnahmen reduzieren auch nachweislich das Risiko, an Alzheimer zu erkranken.