Sechs Millionen Deutsche passen regelmäßig auf ihre Enkelkinder auf, damit die Eltern arbeiten gehen können. In der Corona-Zeit verschärfte sich die Situation um die Kinderbetreuung deutlich, da Schulen und Kindergarten geschlossen hatten. Betreut werden mussten die Enkelkinder ja trotzdem. Da blieben für viele Eltern nur die Großeltern. Gott sei dank, wenn diese verfügbar waren. Was das genau bedeutete, fassen wir in diesem Beitrag mal zusammen.
Das Deutsche Zentrum für Altersfragen hat ausgerechnet, was diese Betreuungszeiten wirtschaftlich bedeuten. Im Schnitt kümmern sich die Großeltern laut deren Angaben 456 Stunden im Jahr um die Enkelkinder. Das macht in Summe 2,7 Milliarden Stunden Betreuungszeit. Wenn man das mit dem aktuellen Mindestlohn entlohnen würde, kämen Lohnkosten von 25,7 Milliarden Euro zusammen. Das ist ein ordentlicher Batzen Geld, der aber die Staatskassen nicht belastet.
Dennoch hält diese Art der Kinderbetreuung unsere Ökonomie aufrecht. Ähnlich ist es übrigens bei der Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen. Die Pflege Zuhause spart Pflegekosten, da die Familien die Verantwortung selber in die Hand nehmen. Im Falle der Kinderbetreuung durch in Großeltern kann man davon ausgehen, dass Oma und Opa jene sind, die dafür sorgen, dass die Wirtschaft im Lande am Laufen gehalten wird. Würden Arbeitnehmer mit Kindern in solchen Fällen nicht arbeiten können, würden ein wesentlicher Arbeitsfaktor wegbrechen.
Aber nicht nur in der Corona-Krise leisteten Großeltern einen enormen, aber leider auch unsichtbaren, Beitrag. Das Engagement ist im Grunde dauerhaft notwendig. Denn nicht jeder Arbeitsplatz lässt es zu, Teilzeit oder von neun bis 15 Uhr zu arbeiten. Gehen die Kinder in den Kindergarten oder in die Schulbetreuung, decken sich selten die Betreuungsstunden mit den Arbeitszeiten der Eltern. Auch finanziell können sich die wenigsten erlauben, weniger zu arbeiten. Damit die Kinder dennoch pünktlich in der Schule oder im Kindergarten ankommen oder wieder abgeholt werden, springen ganz häufig die Großeltern der Enkel ein.
„Das Problem wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen. Denn die Lebensarbeitszeit steigt, und die Teilhabe der Frauen am Erwerbsleben auch. Mit 14 oder 15 Jahren brauchen Enkel die Großeltern nicht mehr so sehr wie in den früheren Jahren, in denen die aber noch voll berufstätig sind“, sagt Andreas Reidl gegenüber dem Spiegel. Er ist Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe, gleichzeitig auch Betreiber von grosseltern.de. Er bemängelt, dass aus politischer Sicht nichts für die Großeltern getan wird, um ihren Einsatz entsprechend zu honorieren. Er schlägt vor: „Man könne beispielsweise eine fiktive Entlohnung geben, die auf die Rente angerechnet wird.“
Was häufig vergessen wird: Oma und Opa leisten diese Art der Betreuung nicht einfach so. Es zeigt sich, dass viele ältere Menschen vor allen in der Corona-Krise, zunehmen unter psychischer Belastung leiden, wenn sie andere pflegen und unterstützen. Auch das fand das Deutsche Zentrum für Altersfragen heraus.
Bild: Christian Bowen/Unsplash
Was würden Großeltern monatlich verdienen, wenn sie für die Kinderbetreuung der Enkelkinder entlohnt werden würden? Das lest ihr hier.