Wie Großeltern ihre Enkelkinder mit Musik fördern können
Es ist erschreckend, wie viele Kleinkinder, Kinder und Jugendliche einen Großteil ihrer Freizeit heutzutage mit digitalen Unterhaltungsmitteln verbringen. Fernsehen, Playstation spielen oder sich am Tablet durch die sozialen Netzwerke klicken, so sieht für die Kinder von heute der ganz normale Alltag aus. Der Grund dahinter steckt oft in der mangelnden Zeit ihrer Eltern. Diese sind berufstätig, vielleicht ist ein Elternteil sogar alleinerziehend und der Haushalt muss auch noch erledigt werden. Da sind diese Medien schlichtweg eine angenehme sowie einfache Lösung, damit die Kinder ruhig und zufrieden sind. Wenn möglich, sollten an dieser Stelle die Großeltern eingreifen und sich aktiv mit ihren Enkelkindern beschäftigen. Kinder mit Musik fördern kann ein Gegenmittel gegen den digitalen Medienkonsum sein. Fördern und gleichzeitig die Beziehung vertiefen lautet die Devise. Kaum etwas eignet sich dafür so gut wie die Musik.
Fernsehen ist für Kinder wichtiger als Familie oder Freunde
Laut KIM-Studie 2016 sehen 77 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von sechs bis 13 Jahren jeden beziehungsweise fast jeden Tag fern. Nur 35 Prozent treffen sich hingegen genauso oft mit Freunden und nur erschreckende elf Prozent machen in dieser Zeit etwas mit ihrer Familie, ihren Eltern oder Großeltern. 42 Prozent nutzen hingegen täglich ihr Smartphone und 22 Prozent sitzen derweil vor der Spielekonsole. Großeltern fungieren neben den Eltern also meistens in erster Linie als Versorger. Sie bringen die Kinder zur Schule oder kochen ihnen das Mittagessen, wenn die Eltern beim Arbeiten sind. Woran es hingegen mangelt, ist echte „Quality Time“ zwischen Großeltern und Enkelkindern. Zudem kommt die Frühförderung vieler Kinder zu kurz, wenn sie die meiste Zeit vor dem Fernseher, Smartphone & Co verbringen.
Wieso ist Musik so wichtig für die kindliche Entwicklung?
Gerade die Musik spielt hinsichtlich dieser Förderung eine tragende Rolle. Im Jahr 1993 sprach die US-Psychologin F. H. Rauscher erstmalig vom sogenannten „Mozart-Effekt“. Demnach sollen Studierende in räumlichen Aufgaben besser abgeschnitten haben, nachdem sie zuvor für zehn Minuten klassische Musik hörten. Mittlerweile ist dieser Effekt in Fachkreisen zwar umstritten, dennoch hat das Erlernen eines Instrumentes zahlreiche positive Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern, wie zahlreiche Studien belegen. Dazu gehören:
verbesserte Gedächtnisleistung
höhere Intelligenz
gesteigerte Sprachfähigkeit
bessere Koordination
geistige Beweglichkeit
v. m.
Kinder, die selbst musizieren, können demnach besser zuhören. Sie verfügen über ein gesteigertes Konzentrationsvermögen, sind aufmerksamer und ruhiger, sprich seltener hyperaktiv. Wenn ein Instrument erlernt wird, bilden sich im Gehirn neue Verknüpfungen, welche sowohl das Gedächtnis fördern als auch das Lernvermögen allgemein verbessern. Musikalische Kinder sind daher oft auch im späteren Schul- sowie Berufsleben erfolgreicher. Je früher das Kind mit dem Musizieren beginnt, desto stärker werden diese Hirnbereiche gefördert. Weiterhin wurden positive Effekte auf die emotionale Stabilität, die Motivation, Selbstdisziplin, Aufmerksamkeit sowie Sprachverarbeitung beobachtet. Zuletzt machen das Musizieren oder der Gesang als Sonderform schlichtweg glücklich, und zwar in jedem Alter.
Großeltern können einspringen, wo Eltern an ihre Grenzen stoßen
Kinder sollten daher entweder in die musikalische Früherziehung gehen, ein Instrument erlernen oder gezielt von ihren Eltern gefördert werden am besten in Kombination. Viele Eltern können das allerdings nicht leisten. Sie haben aufgrund ihrer Berufstätigkeit oder weiterer Verpflichtungen meist nur wenig Zeit oder sind zu gestresst, um ausreichend Geduld für die musikalische Förderung ihrer Kinder aufzubringen. Die Großeltern sind hingegen meist bereits in Rente. Sie haben Zeit, Geduld und hoffentlich auch Lust, ihre Enkelkinder auf verschiedenen Ebenen zu fördern. Das sorgt schließlich für unvergessliche gemeinsame Momente, stärkt das gegenseitige Vertrauen und bringt das Kind im späteren Leben weiter. Eine Spielekonsole kann das nicht leisten! Doch wie bringen Großeltern ihren Enkeln die Musik näher?
Wussten Sie schon?
Musikalität kann bereits vor der Geburt beginnen
Prinzipiell kann mit der musikalischen Förderung eines Kindes nicht zu früh begonnen werden. Bereits ab dem fünften Schwangerschaftsmonat kann die rhythmische sowie akustische Stimulation des ungeborenen Kindes positive Effekte auf dessen neuronale Entwicklung, seine Intelligenz sowie Sprachbegabung haben, wie der kalifornische Arzt Rene Van de Carr im Rahmen seiner Studien herausfand. Pränatale Förderung ist aber natürlich noch nicht die Angelegenheit der Großeltern, sondern in erster Linie der Mutter. Dennoch können Großeltern zu diesem Zeitpunkt natürlich bereits mit ihrem Anliegen an die Eltern herantreten und diese zur frühzeitigen musikalischen Förderung ermuntern.
Ist das Kind erst einmal auf der Welt, sollte die Musik eine tragende Rolle in seinem Leben spielen. Das reine Hören von Musik kann dabei bereits positive Effekte haben, jedoch sollte das gemeinsame Musizieren, Singen und vielleicht auch Tanzen im Vordergrund stehen. Rasseln oder mit Glöckchen versetzte Spielsachen eignen sich optimal für den Einstieg. Später können Großeltern ihre Enkel dazu ermuntern, aktiv Musik zu erleben. Sie können zum Beispiel gemeinsam auf einer Kiste trommeln oder an Weihnachten als Familie im Chor singen. Kaum kann das Kind sprechen, kann es auch erste einfache Lieder lernen. Im Gegensatz zum Trommeln erfordern viele andere Instrumente aber eine bessere Feinmotorik, vor allem im Bereich der Finger. Entsprechende Fingerspiele können daher die Körperwahrnehmung schulen und das spätere Musizieren erleichtern. Diese regen zugleich die Fantasie, Feinmotorik und Sprachentwicklung des Kindes an, denn durch das Nachspielen der Bewegungen lernt es die sprachliche Form der Fingerspiele und damit auch der Musik kennen.
Ein optimales Einsteigerinstrument finden
Ab einem Alter von rund fünf bis sechs Jahren ist das Kind dann motorisch weit genug, um ein erstes Instrument zu erlernen. Manche Kinder beginnen sogar schon im Alter von drei Jahren. Wann das Enkelkind so weit ist, sollten daher die Großeltern selbst beziehungsweise in Absprache mit den Eltern entscheiden. Ein echter Klassiker ist hierbei die Blockflöte. In immer mehr Grundschulen gehört sie sogar mittlerweile zum festen Lehrplan im Musikunterricht. Zwar steigen die meisten musikbegeisterten Kinder irgendwann auf das Klavier, die Gitarre, die Trompete, das Schlagzeug oder ein anderes Instrument um, dennoch gilt die Blockflöte als das ideale Einsteigerinstrument. Die Blastechnik ist deutlich einfacher als beispielsweise beim Saxophon oder der Trompete. Die Grifftechnik lässt sich schnell erlernen und stellt die perfekte Vorbereitung auf andere Instrumente wie das Piano dar. So entstehen schnell schöne Töne, sodass das Kind Erfolgserlebnisse verzeichnet und motiviert bei der Sache bleibt. Zudem kann es gemeinsam mit anderen Kindern musizieren, quasi in einem Blockflötenorchester.
Übrigens:
Auch, wenn Großeltern das Blockflötenspiel vielleicht selbst nicht beherrschen, können sie es einfach gemeinsam mit ihren Enkelkindern erlernen. Das sorgt für gemeinsamen Spaß und bringt zugleich die Feinmotorik von Oma und Opa wieder auf Trab. Neues zu lernen, ist und bleibt schließlich auch mit zunehmendem Alter wichtig.
Worauf sollten Großeltern achten, die ihre Enkelkinder musikalisch fördern?
Natürlich können Großeltern ihren Enkeln aber auch andere Instrumente beibringen, wenn sie zum Beispiel selbst das Klavierspielen oder die Gitarre beherrschen. Auch hier lassen sich schnell schöne Töne erzeugen und das Spiel der Großeltern kann die Motivation in den Kindern wecken. Alles in allem gibt es also viele Wege, um den Enkelkindern die Musik näher zu bringen. Damit alle Beteiligten von der musikalischen Förderung profitieren können, sollten die Großeltern sich aber stets mit den Eltern besprechen und sich an die individuellen Bedürfnisse, Talente und Wünsche des Kindes anpassen. Dieses sollte niemals das Gefühl erhalten, zu etwas gezwungen zu werden. Stattdessen kann das Lernen spielerisch und mit einer Menge Spaß erfolgen. Das Kind soll die Musik von Beginn an als etwas Positives erleben. Nur so kann die frühe Förderung ihre volle Wirkung entfalten und Spaß für die Großeltern sowie die Enkelkinder zugleich bringen.
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