Die These, dass Kinder am liebsten vor dem Fernseher oder Smartphone sitzen, stimmt nicht – zumindest wenn man sich die Ergebnisse der Kinder-Medien-Studie 2018 anschaut. Sie zeigt, dass Kinder die digitale und analoge Welt sehr gut zu managen wissen. Immerhin wachsen diese mit den digitalen Medien auf und adaptieren diese ganz anders als die ältere Generation, die noch in einer analogen Welt groß geworden ist. Die Studie belegt, dass sich Kinder trotz wachsender Digitalisierung nicht in die virtuelle Welt zurückzieht.
Die Studie wurde zum zweiten Mal von sechs großen Medienhäusern in Deutschland durchgeführt. Insgesamt wurde das Mediennutzungsverhalten von 7,26 Millionen Kindern untersucht. Das Ergebnis kurz zusammengefasst:
Kinder unterscheiden nicht zwischen digitalen und analogen Aktivitäten
Kinder können clever die digitale und analoge Welt miteinander verbinden. Sie wissen instinktiv, wie sie eine gute Balance zwischen der analogen und digitalen Welt halten. Aktivitäten wie mit Freunden draußen spielen, mögen sie am liebsten. Erst mit zunehmenden Alter, etwa ab 13 Jahren, nehmen die Nutzung von Smartphone und Tablet im Alltag zu.
Der Brief ist immer noch sehr beliebt
Kinder kommunizieren nicht nur digital, auch wenn der Griff zum Smartphone bequem ist. Sie schreiben SMS genauso oft wie Nachrichten ganz klassisch auf Papier. Die Studie belegt, dass Kinder ihr Handy häufiger zum Telefonieren nutzen, anstatt Textnachrichten zu schreiben. Vor allem bei Kindern im Alter von sechs bis neun Jahren ist eine deutliche Differenz zu erkennen. Während 88 Prozent mindestens ab und zu telefonieren, schreiben lediglich 42 Prozent Textnachrichten. Ältere Kinder senden zusätzlich gerne Sprachnachrichten. Jeder zweite schreibt aber auch noch gerne Briefe handschriftlich.
Kinder lesen am liebsten analog
Dreiviertel aller Kinder lesen regelmäßig Bücher oder Zeitschriften. Gerade beim Lesen bevorzugen Kinder nach wie vor Print. Mehr als jeder zweite liest mehrmals pro Woche Bücher. Auch bei Hörspielen oder Filmen greifen Kinder und Jugendliche eher selten zum Smartphone oder Tablet. Im Teenageralter werden allerdings soziale Plattformen und Musik-Streamingdienste zunehmend interessant.
Mit zunehmenden Alter werden Kinderzimmer digitaler
Kleinkinder freuen sich immer noch am meisten über Plüschtiere. 96 Prozent der Kinder bis 13 Jahren haben Kuscheltiere in ihrem Zimmer. 84 Prozent aller befragten Kinder gaben zudem an, Magazine aufzubewahren, um immer wieder in ihnen lesen zu können. Auch Fahrräder oder Skateboards sind sehr beliebt bei den Kindern. Mit 13 Jahren verlagert sich das Interesse zunehmend in Richtung Digitalisierung. Teenager wünschen sich zum Geburtstag oder zu Weihnachten am liebsten ein Smartphone, um mit Freunden vernetzt zu sein. Analoge und digitale Wünsche halten sich die Waage.
Kinder können das Internet gut einschätzen
Sie sind mit dem Internet aufgewachsen, sind aber dennoch in der Lage die Online-Welt differenziert zu betrachten. Das zeigen die Aussagen der Kinder bei der Befragung. So sagten Kinder, das Internet sei einerseits „das coolste Medium, das es gibt. Es kennt alle Geheimnisse, weiß Antwort auf jede Frage und stellt alle Musik der Welt bereit.“ Gleichzeitig sind sie sich um die Gefahr, „immer unselbstständiger zu werden“ oder des Zeitraubs bewusst, denn der „Papa sitzt stundenlang drin und redet nicht mit uns“. Dann finden Kinder das Internet auch schnell „doof“ und „schlecht für die Menschen“.
Fazit
Immer wieder heißt es: „Nehmt den Kindern endlich das Handy weg“ und, dass Kinder heutzutage nur noch in der Wohnung vor den digitalen Geräten sitzen, anstatt raus zu gehen. Sicherlich gibt es Fälle, in denen das zutrifft. Die meisten Kinder spielen aber nach wie vor am liebsten draußen und lesen Bücher – ganz analog. Die Lieblingsbeschäftigung von Kindern ist die selbe geblieben: mit Freunden spielen – und das am liebsten draußen. Mit neun Jahren besitzt jedes zweite Kind ein Smartphone. Sie orientieren sich dann erstmal an den Eltern und deren Nutzungsverhalten. Daher ist es wichtiger den Kindern einen gesunden Umgang vorzuleben, anstatt ihnen digitale Medien zu verbieten. Fazit ist: Kinder unterscheiden nicht zwischen analog und digital.