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Kinder richtig loben: Loben wir genug oder gar zu viel?

Schon Kinder benötigen ein starkes Selbstbewusstsein, Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und den Mut auszuprobieren, welche Wege für Sie ganz individuell die besten zur Lösung ihrer Probleme sind. Lob spielt dabei eine große Rolle. Darüber, wann man wie ‚richtig‘ lobt, gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Wir haben dazu die Mutter, Managementberaterin und Kinderbuchautorin Cilly Holle befragt – und starten unsere nächste Umfrage. Wie kann man Kinder richtig loben?

Wenn man merkt, dass etwas gut gelingt, freut man sich. Bekommt man dafür Lob, kann sich die Freude verstärken. Aber loben wir genug? Oder gar zu viel? Grundsätzlich gilt: Lob wirkt zunächst einmal wohltuend – wenn es denn richtig platziert ist. Ein Kind, das nur deshalb gelobt wird, weil es z.B. ruhig ist, wird dies vermutlich schnell merken. Dann richtet Lob wenig aus, kann sogar kontraproduktiv wirken. Wohingegen gut dosiertes Lob im richtigen Moment stark motivieren kann.

Cilly Holle
Cilly Holle

Cilly Holle, die im Frühjahr 2013 das Kinderbuch „Quirinius Quinn“ veröffentlicht hat, betont dies, wenn sie vom sogenannten „Sekundenfenster“ spricht: „Man sollte ein Kind immer dann loben, wenn es sich wirklich Mühe mit etwas gibt, auch wenn sich das nicht sofort sichtbar im Ergebnis niederschlägt. Und man sollte es dann auch genau dafür loben – nämlich dafür, dass es sich anstrengt und versucht, etwas zu schaffen, was es bisher vielleicht als zu schwierig empfunden oder noch nie geschafft hat. Wichtig dabei ist es, das Kind im sogenannten „Sekundenfenster“ zu loben. Also genau in dem Moment, in dem es sich anstrengt und nicht etwa fünf Minuten später, wenn es möglicherweise frustriert aufgegeben hat oder inhaltlich schon wieder bei einem neuen Thema ist.“

Leistung nicht an Liebe koppeln

Wichtig ist Cilly Holle auch, Leistung nicht an Liebe zu koppeln. „Natürlich sollte man Kinder auch für einen Erfolg loben, wie zum Beispiel für eine gute Note in der Mathearbeit. Hierbei ist es meines Erachtens aber wichtig, die Leistung nicht an Liebe zu koppeln, damit das Kind nicht lernt „wenn ich eine gute Leistung bringe, werde ich geliebt“, da daraus schnell der Trugschluss werden kann: „wenn ich nichts leiste, werde ich auch nicht geliebt“. Das zerstört das Selbstwertgefühl eines Kindes. Es ist nach meiner Erfahrung, insbesondere aus der Arbeit mit den Führungskräften, ganz wichtig, dass dem Kind immer wieder vermittelt wird, dass es um seiner selbst willen – bedingungslos – geliebt wird. Und nicht etwa, weil es etwas kann, hübsch aussieht oder in anderer Form den Erwartungen eines Dritten entspricht.“

Ganz wichtig ist Cilly Holle ein weiterer Aspekt – gerade heute, „wo wir alle dazu neigen, sehr bzw. zu großzügig zu unseren Kindern zu sein und sie mit Geschenke zu überhäufen: „Loben Sie besser einmal „nur“, anstatt damit gleich ein materielles Geschenk damit zu verbinden. Denn wir Erwachsene wissen, dass ein aufrichtiges Lob und Wertschätzung eines geliebten Menschen viel mehr wert sind als gekaufte Geschenke…“

Unser grosseltern.de Fazit: Bereits in der Familie wird der Umgang mit Lob stark geprägt. Wer nicht gelernt hat, mit einem Lob umzugehen, dem fällt es schwerer, es anzunehmen oder auszuteilen. Kinder spüren sofort, wann ein lobendes Wort von Herzen kommt und ob es die Situation wirklich trifft. Man sagt: Ein situationsbezogenes Lob – ohne dass darauf ein „Wenn und Aber“ folgt, wirkt am besten. Vor allem dann, wenn es später noch einmal reflektiert wird. Viele (Groß-)Eltern versuchen abends zusammen mit ihrem Kind/Enkel den Tag Revue passieren zu lassen: Beim Abendessen, nach dem Vorlesen oder beim Licht ausschalten darüber zu sprechen, was an diesem Tag positiv war, gut gelaufen ist – das kann schon ein Kindergartenkind einordnen, sagt man.

Cilly Holle wurde 1970 geboren und schloss 1994 ihr Postgraduiertenstudium ab. Von 1995 – 2000 arbeitete sie in einer Unternehmensberatung, gründete 2001 die HOLLE MANAGEMENTBERATUNG mit den Schwerpunkten Change Management und strategische Neuausrichtungen von Unternehmen. Es folgten diverse Ausbildungen im Bereich Führungskräfte-Coaching sowie in der Lehre der Psycho-Physiognomik. Sie hat langjährige Erfahrung im Dressurreiten und 2013 ihr erstes Kinderbuch publiziert.

Unsere Fragen an Sie:
Wie sehen Sie das?
Wie und für was loben Sie?
Loben Sie als Großeltern anders als ihre Kinder?
Werden Kinder heute zu viel „beweihräuchert“?

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Das Wichtigste in Kürze:

Bereits in der Familie wird der Umgang mit Lob stark geprägt. Wer nicht gelernt hat, mit einem Lob umzugehen, dem fällt es schwerer, es anzunehmen oder auszuteilen. Kinder spüren sofort, wann ein lobendes Wort von Herzen kommt und ob es die Situation wirklich trifft. Man sagt: Ein situationsbezogenes Lob – ohne dass darauf ein „Wenn und Aber“ folgt, wirkt am besten.

Mehr Infos finden Sie in dem Kinderbuch „Quirinius Quinn“

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