„Kalte Getränke verursachen Erkältungen“ – Was steckt wirklich dahinter?

Die Ursprünge des Mythos

Die Vorstellung, dass kalte Getränke Erkältungen verursachen, stammt wahrscheinlich aus einer Zeit, in der die Zusammenhänge zwischen Viren, Bakterien und Krankheiten weniger bekannt waren. Früher wurde oft angenommen, dass Kälte im Allgemeinen krank macht. Diese Annahme wurde von Generation zu Generation weitergegeben, ohne dass es wissenschaftliche Beweise dafür gab.

Wie Erkältungen wirklich entstehen

Erkältungen werden durch Viren verursacht, die von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die häufigsten Erreger sind Rhinoviren. Diese Viren gelangen über Tröpfcheninfektion, z.B. beim Niesen oder Husten, oder durch direkten Kontakt mit infizierten Oberflächen in unseren Körper. Das Trinken kalter Getränke hat keinerlei Einfluss auf diese Übertragungswege.

Was die Wissenschaft sagt

Mehrere Studien haben untersucht, ob das Trinken kalter Getränke die Wahrscheinlichkeit einer Erkältung erhöht. Die Ergebnisse sind eindeutig: Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass kalte Getränke eine Erkältung verursachen. Vielmehr wird die Anfälligkeit für Erkältungen durch Faktoren wie das Immunsystem, Stress, Schlafmangel und die Exposition gegenüber Erkältungsviren beeinflusst.

Der Einfluss von Kälte auf den Körper

Zwar kann kaltes Wetter die Schleimhäute in Nase und Rachen austrocknen und das Immunsystem vorübergehend schwächen, doch das Trinken kalter Getränke hat diesen Effekt nicht. Tatsächlich kann das Trinken von kaltem Wasser sogar gesundheitliche Vorteile haben, wie die Förderung der Hydration und das Ankurbeln des Stoffwechsels.

Der psychologische Effekt

Interessanterweise kann der Glaube an den Mythos selbst zu einem Placebo-Effekt führen. Menschen, die fest davon überzeugt sind, dass kalte Getränke sie krank machen, könnten tatsächlich Symptome wie Halsschmerzen oder Unwohlsein entwickeln, einfach weil sie es erwarten. Dies zeigt, wie stark unser Geist unseren Körper beeinflussen kann.

Quellen:

• Cold Stress and the Common Cold:
  • Eine in der „Journal of Applied Physiology“ veröffentlichte Studie untersuchte, ob Kälteeinwirkung, einschließlich des Trinkens kalter Flüssigkeiten, die Anfälligkeit für Erkältungen erhöht. Die Studie kam zu dem Schluss, dass kalte Exposition das Immunsystem vorübergehend beeinträchtigen kann, aber es gibt keine Hinweise darauf, dass kalte Getränke eine Erkältung verursachen.
• Influence of Cold Exposure on Respiratory Virus Infection in Humans:
  • Eine Studie im „American Journal of Epidemiology“ untersuchte den Einfluss von Kälte auf die Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen. Die Forscher fanden heraus, dass Kälte die Wahrscheinlichkeit einer Infektion nicht signifikant erhöht, wenn man die Exposition gegenüber Viren kontrolliert.
• Effect of Cold Water Ingestion on Thermoregulatory Responses to Cold:
  • Diese Studie, veröffentlicht im „European Journal of Applied Physiology“, untersuchte die Auswirkungen des Trinkens von kaltem Wasser auf die Körpertemperatur und das Immunsystem. Die Ergebnisse zeigten, dass kaltes Wasser keinen negativen Einfluss auf die Thermoregulation und das Immunsystem hat.
• Myths About the Common Cold:
  • Ein Artikel in der „American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine“ diskutierte weit verbreitete Mythen über Erkältungen, einschließlich der Vorstellung, dass kalte Getränke Erkältungen verursachen. Der Artikel betonte, dass Erkältungen durch Viren verursacht werden und dass kalte Getränke keinen Einfluss auf die Anfälligkeit haben.
• Common Cold Research Unit (CCRU) Studies:
  • Die CCRU führte in den 1950er und 1960er Jahren umfangreiche Forschungen zu Erkältungen durch. Diese Studien zeigten, dass kalte Umgebungstemperaturen und kalte Getränke keinen direkten Zusammenhang mit einer erhöhten Erkältungshäufigkeit haben.

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