Herr Tobolski, Ihr Motto ist „Bewegung ist Leben und Leben ist Bewegung.“ Warum gilt das gerade im Alter?
Oliver Tobolski: Weil es für Bewegung nie zu spät ist. Wer sich regelmäßig bewegt, lebt gesünder. Und ist auch geistig fitter. Sportliche Betätigung wirkt sich gleich dreifach positiv auf den Gesundheitszustand aus:
- Man erhält die Muskel- und Knochenmasse.
- Das Risiko, chronisch zu erkranken vermindert sich, womit ich besonders die Herz-Kreislauf-Krankheiten meine, aber auch Diabetes mellitus Typ 2, Rückenbeschwerden oder Adipositas.
- Bewegung fördert immer auch das allgemeine Wohlbefinden und: Es macht vitaler.
Und das sollte man gerade auch den Enkeln vormachen?
Ich glaube, dass gerade Großeltern eine wichtige Vorbildfunktion haben. Sind sie doch, ganz ähnlich wie die Eltern, wichtige Bezugspersonen, an denen sich die Kinder orientieren. Deshalb ist es wichtig, dass diese Bezugspersonen eine gesunde Lebensweise vorleben, sich also bewegen, gesund ernähren usw. Kinder befinden sich in einem Lernprozess und übernehmen diese für sie positiven Verhaltensweisen. Wenn Oma und Opa das vormachen, ist das klasse.
Heutzutage wird viel operiert, Sie sehen das kritisch, sagen sogar, dass viele Operationen vermeidbar sind. Wird auch bei Kindern oftmals zu früh operiert?
Grundsätzlich ist meine Meinung: Eine OP sollte sowohl für Erwachsene, die in der Regel früher operiert werden als jüngere Menschen, als auch natürlich für Kinder immer der letzte Ausweg sein. Eltern kommen häufig zu uns in die Praxis, weil sie bei ihren Kindern Haltungsprobleme vermuten. Oft ist die Sorge allerdings unbegründet, denn häufig gilt: Viel Bewegung hilft auch viel. Das sollte auf jeden Fall als Allererstes beherzigt werden. Bewegung kräftigt die gesamte Muskulatur enorm, weshalb sie Haltungsschwächen im Wachstum besonders gut entgegenwirkt.
In einem Interview mit dem DOSB hieß es: Immer weniger Kinder könnten frühzeitig schwimmen, weil den Eltern die Zeit fehle es ihnen beizubringen. Sehen Sie das auch als Möglichkeit für Omas und Opas da mitzumischen?
Natürlich weiß ich, dass moderne Großeltern auch viel unterwegs sind, doch sie haben meines Erachtens dennoch oft mehr Zeit als Eltern. Vor allem weil sie es kombinieren können, denn Schwimmen trägt zum Erhalt ihrer eigenen Fitness bei. Gerade Schwimmen stellt für ältere Menschen eine optimale Sportart dar – sie kräftigen ihre Muskulatur, ohne dass die Gelenke dabei überlastet werden; Schwimmen ist zudem ein tolles Ausdauertraining, mit positiver Wirkung auf das gesamte Herz-Kreislauf-System.
Also eine klassische Win-Win-Situation?
Genau. Ich glaube, dass beide Seiten von einem gemeinsamen Schwimmtraining profitieren. Und es stärkt die Beziehung zwischen Großeltern und Enkeln, wenn sie etwas für sich entdecken, was sie zusammen tun und evtl. auch neu erlernen.
Ihre Kinder sind im Teenie-Alter, Opa sind Sie also noch lange nicht… Was würden Sie denn sportlich machen, ja vielleicht empfehlen, hätten Sie einen Enkel?
Wie gesagt, Schwimmen ist eine sehr empfehlenswerte Sportart, die Großeltern und Enkel gemeinsam betreiben können. Denkbar ist auch Fahrrad fahren – Großeltern können es den Kindern beibringen, gleichzeitig den Sport selber betreiben. Auch Radfahren ist gelenkschonend, und man trainiert für ein gesundes Herz-Kreislauf-System.
Vielen Dank für das Gespräch!
Prof. Dr. Oliver Tobolski ist Professor an der deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement. Der Mediziner leitet in Köln eine der größten sportorthopädischen Praxiskliniken. Er und seine Kollegen arbeiten dort u.a. in einem Zentrum für Bewegungsanalyse (Sporthomotion). Hier verbessern sich viele Sportler durch richtige Diagnostik. Aber auch immer mehr Patienten, die weniger Sport betreiben, lassen sich durch checken, um gesünder zu leben, darunter viele Kinder.