Oma werden – wie aufregend! In der grosseltern-Redaktion kennen wir viele, aber so richtig dabei war ich zumindest noch nicht. Jetzt ist es passiert. Ich hatte Besuch von einer guten Freundin, die schon, als wir den Termin ausmachten, sagte: „Eventuell muss ich absagen, das Enkelkind geht vor.“ Logisch. Aber sie kam und, voila, ich durfte den Moment miterleben. Hier mein Bericht, wie es war.
Wir sitzen auf dem Balkon: Meine Freundin Marianne*, mein Sohn und ich. Der Kleine schnibbelt Papierbögen auseinander, eine Schere zu bedienen ist gerade in. Marianne hilft ihm, schneidet hübsche Kronen, wir lachen viel, trinken Kaffee und Apfelschorle. „Ich muss mal auf mein Handy schauen“, sagt Marianne nach einer halben Stunde, kramt es aus ihrer Handtasche, sagt: „Nichts.“ Was soviel bedeutet wie: Noch keine Nachricht von ihrer Tochter, die etwa drei Autostunden entfernt kurz vor der Entbindung ist. Zumindest ist es so ausgerechnet, morgen wäre der Termin. Marianne damit zum 1. Mal Großmutter.
Marianne ist aufgeregt. Schon die ganzen letzten Wochen. Als sie im Winter bei uns ist – wir sehen uns leider nur in großen Abständen – erzählt sie mir freudestrahlend: „Ich werde Oma!!!!“ Jetzt ist sie kurz davor. Spannend, das mitzuerleben. Es ist ein Cocktail aus Sorge (die Geburt ihrer Tochter war kein Kinderspiel…), Freude und Anspannung: Wie wird wohl alles werden?
Wir stoßen darauf an, dass alles gut geht …
„Komm, lass uns einen Sekt öffnen“, sage ich. Wer weiß, ob wir den heute noch brauchen, denke ich. Wir sehen uns leider so selten, da ist ein Schlückchen ohnehin angesagt. Der Tag ist sonnig, Sohnemann brav, ich räubere den Kühlschrank. Wir stoßen darauf an, dass alles gut geht …
Wenig später vibriert es in Mariannes Handtasche. Eine Nachricht, die Nachricht? Ja!!!! „Es ist da…“, ruft sie und kann es nicht fassen. Ich springe auf, umarme sie. Sohnemann rutscht vom Kinderstuhl, ruft genauso aufgeregt: „Will auch“… Wir umarmen uns zu dritt, Marianne hat feuchte Augen. Wie schön! Wir haben eine Oma auf unserem Balkon, eben war es nur Marianne, jetzt ist es Oma Marianne.
Immer wieder liest sie, was ihr Schwiegersohn geschrieben hat, Uhrzeit der Geburt, Name des kleinen neuen Erdenbürgers, Kind und Eltern wohlauf. Und das PS der kleinen Nachricht, die das Leben dieser Familie jetzt ordentlich durch wirbeln wird, gilt der frisch gebackenen Oma: Gerne, heißt es, dürfe sie schon morgen vorbei kommen. Marianne ist noch mal happy.
Die frisch gebackene Oma kann es nicht glauben.
Jetzt trinken wir erst recht! Noch besser schmeckt der Perlwein, die Gläser klingen, auch der kleine Plastikbecher darf mit anstoßen. „Will auch“, ruft Sohnemann und man merkt, dass er mir seinen drei Jährchen nicht alles begreift, aber mitbekommt, dass etwas sehr Schönes passiert ist. Es liegt soviel Harmonie in der Luft, einfach toll.
Die frisch gebackene Oma kann es nicht glauben. Mehrfach sagt sie: „Das muss sich alles erst setzen.“ Sie wird angerufen von Freunden, die sich mit ihr freuen. Sie bekommt Glückwunsch-Nachrichten auf ihr Handy. „Wie schön der Name ist“, freut sie sich immer wieder darüber, wie ihr Enkel nun heißen wird. Er wird nicht verraten an dieser Stelle, nur soviel: Ein schöner Doppelname aus aktuell und alt.
„Marianne ist jetzt Oma, Marianne ist jetzt Oma“, singen wir später zu dritt. Ich hole ein Fotobuch mit Aufnahmen kurz nach meiner eigenen Entbindung. Marianne will sie alle sehen, immer wieder sagt sie zu sich und uns: „Ich kann es noch gar nicht richtig fassen.“ Das 1. Mal Oma zu werden ist bestimmt etwas ganz Besonderes …
„Ich bin sehr froh gewesen mit Euch mein Glück zu feiern.“
Am Abend lädt sie mich – Sohnemann ist im Bettchen und Papa zuhause – auf ein deftiges Abendessen bei uns im Ort ein. Wir genießen Speckpfannekuchen, sie überlegt, wie sie wann morgen ins Krankenhaus fährt. Disponiert um, liest weitere Nachrichten von Freunden, die ihr gratulieren. Ich bringe sie anschließend zur S-Bahn, im Handgepäck nun Kleidung und Spielzeug, das wir vorher im Kinderzimmer aussortiert hatten, damit es ihr Enkel tragen, damit spielen kann. Inklusive einer kleinen Schutzengeltüte mit meinem Geschenk für nun Oma Marianne.
„Ich bin sehr froh gewesen mit Euch mein Glück zu feiern“, lese ich am späten Abend jetzt auf meinem Handy. Marianne ist gut angekommen zuhause, will morgen erste Enkel-Fotos schicken, die sie auf dem heimischen Computer vorgefunden hat. Auch ich hatte mich da schon mit Laptop und Foto beschäftigt, gleich eine Postkarte erstellt: Marianne bei uns auf dem Balkon, kurz nachdem sie wusste, nun Oma zu sein. Freudestrahlend, glücklich. Ich glaube viel schönere Momente gibt es nicht im Leben, oder?
*Name wurde von der Redaktion geändert.
Text: Elke Tonscheidt