Wenn Großeltern in der Nähe der Enkelkinder wohnen, werden sie gerne mal als Babysitter eingespannt. Das basiert oft auf gegenseitigem Einverständnis – aber auch nicht immer. Für die Eltern des Enkelkindes ist es bequem, wenn Oma und Opa nebenan wohnen und ja eigentlich Zeit haben zum babysitten. So können beide Elternteile weiterhin ihrer Arbeit nachgehen und sparen sich das Geld für die Kindertagesstätte. Schnell wird es zur Routine, dass Oma und Opa auf die Kleinen aufpassen. Großeltern sind keine Kindermädchen – das sollte dabei allen bewusst sein, auch wenn die Großeltern gerne Zeit mit den Enkelkindern verbringen.
Ein Familiengericht in Pune, Indien, hat sich mit dieser Angelegenheit vor kurzem beschäftigt und hebt hervor, dass Großeltern sich nicht verpflichtet fühlen sollten, auf die Enkelkinder aufzupassen. Anlass dazu war die Anhörung einer alleinerziehenden Mutter, die der Meinung war, dass es zu den Aufgaben der Großeltern gehöre, auf die Enkelkinder aufzupassen. Das Gericht machte jedoch klar, dass Großeltern zwar eine unterstützende Rolle in der Erziehung der Enkelkinder übernehmen können, jedoch die eigentliche Verantwortung bei den Eltern liege. Omas und Opas sollen nicht zum babysitten gedrängt werden, ihnen stehe zu, auch mal zu reisen, zu entspannen oder ihren eigenen Interessen nachzugehen. Auch wenn dann vielleicht keine Zeit für die Enkelkinder bleibt.
Die Mutter von zwei Kleinkindern klagte vor Gericht die Großeltern väterlicherseits an. Der Grund dafür war, dass der Vater selbst sich weder an der Kinderbetreuung beteiligte, noch die Familie finanziell unterstützte. Um für ihre Familie sorgen zu können, war die Mutter gezwungen einem Job nachzugehen. Das verdiente Geld wiederum musste sie zum größten Teil einer Kindertagesstätte geben. Und auch die Großeltern unterstützen sie nur wenig und verreisten lieber, woraufhin sie vor Gericht ging. Die Mutter war der Meinung, in diesem Fall auf die Unterstützung der Großeltern bestehen zu können. Das Gericht entschied allerdings anders. Der Vater wurde schließlich zu einer Zahlung für die Kinder verurteilt.
Nicht selten werden Großeltern die Rolle des Kindermädchens zugeschrieben. Von ihnen wird erwartet, dass sie stets da sind, wenn der Babysitter ausfällt oder beide Elternteile nach der Geburt wieder einen Job aufnehmen müssen, sich aber keinen Platz in einer Kindertagesstätte leisten wollen oder können. Gerade bei alleinerziehenden Müttern oder Vätern ist das oft eine schwierige Situation. Es sollte nicht von Großeltern erwartet werden, dass sie immer einspringen können. Sie haben schon einmal ein Kind großgezogen und haben nun auch das Recht darauf ihre Zeit frei und unabhängig einteilen zu können.
Sicherlich freut man sich, wenn ein Enkelkind kommt. Es darf aber nicht zu einer Bürde für die Großeltern werden. Es macht auch einen Unterschied, ob Kinder von den Eltern oder Großeltern erzogen werden, darüber müssen sich Eltern im Klaren sein. Zum einen sollten die eigenen Bedürfnisse klar artikuliert werden. Manchmal vergessen die Kindeseltern, dass die Großeltern auch ein eigenes Leben und ihre eigenen Bedürfnisse haben. Zum anderen muss einem bewusst sein, dass das Babysitten ein Vollzeitjob ist und Kinder anders auf die Großeltern als auf die Eltern reagieren.
Nicht immer trauen sich Großeltern zu sagen, wenn ihnen das Babysitten zu viel wird, denn es wird von ihnen ja irgendwie doch erwartet. Davor sollte man aber keine Scheu haben, denn die meisten werden Verständnis dafür haben. Und wer regelmäßig auf seine Enkelkinder aufpasst, damit zum Beispiel die Eltern Ihres Enkelkindes ihre Ausbildung fertig machen können, hat sogar das Recht darauf Kindergeld zu beantragen. Was Sie dazu wissen müssen, können Sie hier nachlesen.