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Gedächtnistraining zur Stärkung der grauen Zellen

Das Gehirn schützen und trainieren

Das Gehirn schützen und trainieren.

Wenn die Muskeln nicht trainiert werden, bilden sie sich zurück. In ähnlicher Weise gilt dies auch für die neuronalen Verbindungen im Gehirn. Der häufige Gebrauch der grauen Zellen hält sie länger aktiv und funktionstüchtig. Wer allerdings zu wenig tut, läuft Gefahr, mit zunehmendem Alter langsamer im Kopf zu werden. Dies sind die Erkenntnisse von Altersforschern, Psychiatern und Medizinern, kurz und prägnant zusammengefasst unter der Formel: „Use it or lose it.“ Darum ist Gedächtnistraining wichtig – nicht erst im hohen Alter!

Was für andere Organe gilt, gilt auch für das Gehirn. Eine gesunde Lebensführung mit einer vielseitigen Ernährung, ausreichendem Trinken und viel Bewegung stärkt die allgemeine Funktionstüchtigkeit. Besonders die gute Durchblutung ist für das Gehirn essentiell. Damit das Denken noch lange einwandfrei funktioniert, sollte man die grauen Zellen aber auch fordern. Das Gehirn liebt Herausforderungen.

Der Geist will beschäftigt werden

Geistige Beweglichkeit, die sich als die Summe aus Denkvermögen, Auffassungsgabe, Rationalität, Logik, Urteilsvermögen und Kreativität beschreiben lässt, beruht auf einer guten Organisation der Synapsen, der Verbindung zwischen den Nervenzellen, und ihrer Fähigkeit zur Neubildung. Am stärksten ist die Bildung der Synapsen bei Kindern aus-geprägt, wenn sich das Gehirn noch im Wachstum befindet: Das Gehirn von 2-Jährigen enthält schon so viele Synapsen wie das eines Erwachsenen und das eines 3-Jährigen sogar doppelt so viele. Bis zum zehnten Lebensjahr wird dieser Überschuss wieder abgebaut. Diese enorme Zahl an Verbindungen pro Nervenzelle lässt auf eine sehr hohe Anpassungs- und Lernfähigkeit im Alter von zwei bis zehn Jahren schließen. Im Vergleich dazu ist das erwachsene Gehirn nur noch begrenzt veränderbar. Im Alter nimmt die Dichte der Synapsen ebenso ab wie die Hirnmasse insgesamt.

Nervenzellen beginnen im Alter zu schwinden

Ab dem 55. Lebensjahr ist pro Jahrzehnt ein Schwund von 2 Prozent der Nervenzellen festzustellen.

Aus diesen Fakten zu schließen, dass die geistige Beweglichkeit bei Kindern am höchsten ausgeprägt sei, wohingegen sie mit steigendem Alter nur noch kontinuierlich abnehme, ist aber falsch. Wie sich leicht beobachten lässt, können Kinder hervorragend neue Sachverhalte aufnehmen oder Fertigkeiten erlernen, aber sie tun sich schwer darin, diese in einen größeren Kontext einzuordnen. Es fehlt ihnen noch an Erfahrung. Die geistigen Plus-punkte des Erwachsenen liegen darin, Neues mit bereits Gelerntem besser verknüpfen zu können. In dieser Hinsicht steigen die geistigen Leistungen mit dem höheren Lebensalter sogar noch.

Älter werden bedeutet nicht automatisch, Hirnleistung zu verlieren

Auch ist die Annahme nicht richtig, dass das Alter nur noch durch einen Abbau der Gehirnstruktur gekennzeichnet ist. Forscher konnten nachweisen, dass die „Neuroplastizität“ bis ins hohe Alter erhalten bleibt. Hinter diesem Begriff verbirgt sich die Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu organisieren, konkret: Neues zu lernen, indem Nervenverbindungen umgebahnt werden. Selbst der Verlust von Sinnesleistungen kann durch diese Neuroplastizität teilweise kompensiert werden.

Das Gehirn eines älteren Menschen ist daher in der Lage, Einbußen und Verluste durch eine Neuorganisation in gewissem Maße wieder wettzumachen. Dazu muss das Gehirn allerdings beschäftigt werden.

Möglichkeit, sich aktiv zu halten

Älteren Menschen ist also zu raten, sich auch nach dem Rückzug aus dem Berufsleben geistig aktiv zu halten. Dies gelingt am besten, indem man sich neue Herausforderungen sucht. Hier gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, etwa eine Fremdsprache zu erlernen, anspruchsvolle Bücher zu lesen, ein Instrument zu spielen, ein geistig forderndes Hobby zu pflegen (z. B. Schach spielen) oder den Geist durch Rätsel und Denkaufgaben wach zu halten. Kreuzworträtsel eignen sich weniger gut, weil sie nur bekanntes Wissen abfragen. Besser sind Zahlenrätsel wie Sudoku; sie regen das logische Denken an und erfordern eine kreative Leistung des Gehirns.

Beide Gehirnhälften fordern und trainieren

Darüber hinaus ist es nützlich, beide Gehirnhälften zu fordern. Bekanntlich sind die Gehirn- und Körperhälften über Kreuz miteinander verknüpft: Die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Köperseite und umgekehrt. Auch weisen beide Gehirnhälften teilweise unterschiedliche Informationsverarbeitungsstrategien auf: So neigt die linke Hemisphäre zu einem logisch-analytischen Vorgehen und ist stärker in der Sprachverarbeitung, während die rechte Hemisphäre eher zu einer emotionalen, intuitiven Verarbeitung tendiert. Bewegung ist die beste Methode, beide Hemisphären zu beschäftigen und sie miteinander agieren zu lassen. Als besonders ideal gilt das Tanzen. Die Tanzfiguren fördern nicht nur die Körperkoordination, erwiesenermaßen stärken sie auch das räumliche Denken und die Verbindung von Regelhaftigkeit und Intuition.

Das Gehirn braucht Sauerstoff

Das Gehirn benötigt für seine komplexen Aufgaben sehr viel Energie in Form von Glucose und anderen Nährstoffen, vor allem aber auch Sauerstoff. Bereits in Ruhe beansprucht das Gehirn ein Fünftel des gesamten Sauerstoffbedarfs des Körpers. Sauerstoff ist der Brennstoff, mit dessen Hilfe sich in den Zellen aus den Nährstoffen Adenosintriphospat (ATP) gewinnen lässt. ATP ist der universelle Energieträger im Körper und wird im Gehirn in besonders hohen Mengen produziert und verbraucht.

Nährstoffe und Sauerstoff werden mit dem Blutkreislauf ins Gehirn transportiert. Das Denkorgan wird von einem fein verästelten Gefäßsystem durchzogen, vier Schlagadern versorgen es mit sauerstoffreichem Blut. Das Gehirn ist auf eine gute und regelmäßige Blutzirkulation angewiesen, eine Unterversorgung toleriert es nur in engen Grenzen. Der normale Blutfluss im Hirngewebe beträgt beim Menschen zwischen 40 und 50 ml Blut pro 100 g Gewebe pro Minute. Wenn die Durchblutungsrate auf weniger als 15 ml/100 g/min sinkt, tritt binnen einiger Minuten bis einiger Stunden ein allmählicher Zelluntergang ein. Kommt es zum Verschluss zuführender Gefäße, also zum Schlaganfall, stirbt das Gehirngewebe im nicht mehr versorgten Gebiet schnell ab. Je nach Ausprägung kommt es zum Ausfall bestimmter Gehirnleistungen oder zum Tod.

Gehirndurchblutung durch einfache Maßnahmen verbessern

Wichtig ist es daher, auf die Gefäßgesundheit, auf hohen Blutdruck und Arteriosklerose zu achten und sich daraufhin untersuchen und gegebenenfalls behandeln zu lassen. Die Gehirndurchblutung kann man aber auch durch ganz einfache Maßnahmen verbessern. Entscheidend ist regelmäßige, möglichst tägliche Bewegung, z. B. ein 30-minütiger Spaziergang, Joggen oder Rad fahren. Sport tut dem Körper in jeder Form gut. Übergewicht, Stress, bedenklicher Alkoholkonsum oder das Rauchen sind dagegen Gift für die Gehirndurchblutung. Von großer Bedeutung ist das Trinken. Die Flüssigkeit beeinflusst das Blutvolumen: Je flüssiger das Blut zirkuliert, desto mehr Sauerstoff kommt im Gehirn an. Um optimal versorgt zu sein, sollte man mindestens zwei Liter am Tag trinken.

Die richtige Gehirn-Ernährung

Nicht nur das ausreichende Trinken ist eine Wohltat für das Gehirn, sondern auch durch eine ausgewogene, vielseitige Ernährung lässt sich dessen geistige Arbeit verbessern. Nahrungsmittel, die besonders „schlau“ machen, gibt es nicht – es genügt, die Grundregeln für eine gesunde Ernährung zu beachten. Diese sind: Möglichst oft und viel Obst und Gemüse, in etwas geringerer Menge Milchprodukte, Vollkornprodukte, Nüsse und Öle, seltener Fleisch und nur wenig Süßigkeiten. Zwei bis drei Fischmahlzeiten pro Woche sind zu empfehlen, da die in ihnen enthaltenen Omega- 3-Fettsäuren die Zellmembranen der Nervenzellen schützen.

Einige Nahrungsmittel sind reich an Antioxidantien. Diese sind besonders nützlich für das Gehirn, denn sie fangen freie Radikale ein. Diese hochreaktiven Sauerstoffmoleküle sind ein Nebenprodukt des Gehirnstoffwechsels und greifen die Zellen an. Antioxidantien finden sich in reicher Zahl zum Beispiel in Beeren, etwa in Heidelbeeren und Erdbeeren. Aber auch in Knoblauch, Kohl, Brokkoli, Süßholz, Ingwer, Tee oder in Kräutern und Gewürzen wie Kerbel, Petersilie, Minze, Basilikum oder Kurkuma sind viele Antioxidantien enthalten. Als gut für das Gehirn – besonders in Stresssituationen – gelten überdies Bananen. In ihnen findet sich reichlich Magnesium und Kalium, was die Nervenfunktionen stärkt.

Mittel und Präparate

Medikamente, Präparate und Nahrungsergänzungsmittel, die einen Abbau der geistigen Leistungen effektiv verhindern können, gibt es leider nicht. Auch findet sich noch keine wirksame Therapie, die Alzheimer vorbeugt oder die Krankheit heilt. Auf dem Markt findet sich aber eine Reihe von Mitteln, die helfen, die Konzentration zu fördern und damit auch für einen besseren Erhalt der Gedächtnisfunktion zu sorgen. An erster Stelle steht dabei der Ginkgo. Die Laubblätter des ostasiatischen Baums enthalten Wirkstoffe, die zur Verbesserung der Durchblutung, der Vernetzung der Nervenzellen und der Signalverarbeitung im Gehirn beitragen. Auch berichtet eine Studie, dass das Fortschreiten der Alzheimer- Krankheit zumindest verlangsamt werden konnte.

Ebenfalls aus Asien stammt der Ginseng. Extrakte aus der Wurzel gelten als Stärkungsmittel bei Schwächezuständen – auch bei geistigen. Gin-seng-Präparate finden Anwendung bei Müdigkeits- und Schwächegefühlen sowie bei nachlassender Leistungs-und Konzentrationsfähigkeit.

Vitamine und Mineralstoffe können dazu beitragen, die Zellmembranen der Nervenzellen zu schützen und die Signalübertragung der Nervenzellen zu verbessern. Dazu zählt vor allem die Gruppe der B-Vitamine sowie Magnesium, Chrom, Zink und Selen.

Zwar können Mittel und Präparate aus Apotheke und Drogerie einen Beitrag dazu leisten, die geistigen Funktionen zu verbessern, man sollte ihre Wirkung allerdings nicht überschätzen. Eine möglichst gesunde Lebensführung schon in jüngeren Jahren trägt mehr dazu bei, die Leistungskraft der grauen Zellen auch im höheren Lebensalter zu bewahren.

Quelle Text: Gesunde Medizin

Bild: Jesse Orrico,  Unsplash

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Das Gehirn als Energiefresser

Das Gehirn ist ein Organ mit einem besonders hohen Energiebedarf. Es macht beim Erwachsenen etwa zwei Prozent der Körpermasse aus, verbraucht allerdings mit etwa 20 Watt etwa 20 Prozent des Grundumsatzes.

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