Oma Klara geht nicht nur ins Ballett. Oma Klara wirft auch mit Schneekugeln. Bis die Wangen der Enkel rosa glühen. Vor zwei Jahren hatte sie in den Winterferien Besuch ihrer Söhne: Der ältere mit Frau und Leo (6) aus Peking, der jüngere mit seinen beiden Söhnen Robert (6) und Maxi (9) aus Seoul. Hier ihr Bericht.
„Es hatte vor Weihnachten etwas geschneit, aber zum Fest selbst war die weiße Pracht verschwunden. Ein paar Tage später wurde es wieder kälter und es schneite ein wenig bei uns in München, mehr allerdings einige Kilometer südlich. Diese Landschaft gehört bereits zum Voralpenland und liegt mindestens 100 Meter höher, was für die Schneegrenze ausschlaggebend sein kann.
„Oma, reicht der Schnee für einen Iglu?“
Die Enkel schauten immer wieder sehnsuchtsvoll aus dem Fenster. „Oma, reicht der Schnee hier für einen Iglu?“ „Nein, leider nicht. Für einen Iglu müsste der Schnee schon ziemlich viel sein und vor allem schon länger liegen und durchgefroren sein“, erklärte ich ihnen und schaute in ihre traurigen Augen. Als Jugendliche hatte ich einmal bei einem Winterurlaub in der Schweiz zusammen mit anderen einen Iglu gebaut und wusste so etwas Bescheid.
Immer wieder dachte ich nach, wo noch genug Schnee für das so ersehnte Schneevergnügen liegen könnte. Viele Kilometer wollte ich nicht fahren, da diese Aktion ja auch mit meinen Vorstellungen von Umweltschonung zusammenpassen sollte. Plötzlich erinnerte ich mich: Etwa 30 km südlich von unserem Wohnort gibt es einen Hügel, auf dem ich bereits früher mit Enkelkindern Schlitten gefahren bin, wenn bei unserem „Skibergerl“ um die Ecke nichts mehr ging. Am nächsten Tag war ich zu einem Familienbesuch in Richtung Süden unterwegs und machte zu dem Hügel einen Abstecher. Dort lag Schnee, etwa 15 cm tief, schwer, genau richtig um mit den Enkeln aktiv zu werden – wunderbar! Als Kind hatte ich mit meinen drei Geschwistern und Nachbarskindern die tollsten Schneeburgen gebaut und zünftige Schneeballschlachten erlebt. Da war es natürlich nicht zimperlich zugegangen.
Wir bauten Schneemauern. Schwitzten, lachten, schnauften.
Abends erzählte ich ihnen von dem Hügel. Voller Erwartungen schliefen sie ein. Am nächsten Tag starteten wir bei trübem Wetter am frühen Nachmittag mit einem Schlitten und einem Bob. Wir parkten als einzige am Fuße des Hügels. Da der Schnee schwer und somit nicht zum Schlittenfahren geeignet war, hatten wir einen „unberührten“ Hügel vor uns. Wir stapften los mit den Geräten. Natürlich wollten meine „starken Männer“ Schlitten und Bob selber ziehen. Aber nicht nur sie, sondern auch der Schlitten brachen immer wieder im Schnee ein. Als wir vier endlich den Baum, der auf dem höchsten Punkt des Hügels steht, erreicht hatten, schwitzten wir bereits und waren ganz schön aus der Puste.
Inzwischen war allen klar: Abfahren mit dem Schlitten war nicht möglich. Schnell waren wir uns einig: Wir bauen zwei Schneemauern um anschließend eine Schneeballschlacht auszutragen. Maxi und Daniel bildeten die eine Partei, Felix und Oma die zweite. Jetzt wurden Schneekugeln gerollt. Anfangs liefen die Kinder weiter weg. Bald merkten sie aber, dass der Transport einer solchen Kugel mit oder ohne Bob oder Schlitten mühsam war. Ich konnte ihnen erklären, wie sie schneller und mit weniger Energieaufwand zu ihrer Schneewand kommen konnten. Wir schwitzten, lachten, schnauften. Immer wieder musste ich sie anhalten, wie die entstehenden Mauern mit klebrigem Schnee zu festigen sind.
Die meiste Freude hatten die Kinder, wenn sie Oma trafen.
Wir hatten alle unseren Spaß. Als die Mauern etwa einen Meter Höhe erreicht hatten, waren wir alle erschöpft und stärkten uns mit Wasser und Schokolade. „Oma, können wir jetzt eine Schneeballschlacht machen?“ „Ja, jeder von uns macht 20 Schneebälle, legt sie auf den Bob oder Schlitten und versteckt sich hinter „seiner “ Mauer“, bestimmte ich, denn klare Regeln waren immer notwendig. Rasch hatten die Kinder ihre Wurfgeschosse bereitgelegt. Felix half mir eifrig, da ich selbst mit dem Bücken Schwierigkeiten hatte und habe.
Verschanzt hinter den Mauern gab ich das Kommando: „Auf die Plätze fertig los“. Mit großem Hallo flogen die Kugeln. Die meiste Freude bereitete es Daniel und Maxi, wenn sie Oma trafen. In Kürze war alles Pulver verschossen und wir beschlossen den Sturm der Mauern. Mit großem Vergnügen gingen die Kinder auf die gegenseitige Mauer los, um sie zu zerstören. Ich sah dem Treiben zu. Zuletzt wurden beide Mauern wieder dem Erdboden gleich gemacht. Zurück blieben nur unsere Spuren im Schnee.
Nach einer Stärkung im Auto schliefen alle drei ein.
Auf dem Weg zum Auto tauschten die Kinder ihre Heldentaten aus. Es war eine ausgelassene Stimmung. Sie hatten rosa Wangen. Nach einer Stärkung im Auto schliefen alle drei ein. Vor der Abreise fragte ich meine Enkel: „Was hat Euch in den Ferien hier am meisten gefallen?“ Einstimmig kam: „Das Bauen der Schneemauern und die Schneeballschlacht.“
Dieses Jahr waren wir wieder alle in München versammelt. Leider konnte ich die Sehnsucht meiner Enkel nach einem neuen Schneeerlebnis aufgrund der Schneeverhältnisse nicht erfüllen…“
Oma Klara ist eine Großmutter, die in Bayern lebt. Sie hat insgesamt sechs Enkel und schreibt in loser Folge über ihre Erlebnisse mit ihnen. Ihr erster Bericht galt einer Ballettaufführung, die sie in einige Erklärungsnöte brachte.