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Spracherwerb bei Kindern: Warum Sprechen mit Kindern so wichtig ist

Kinder mit denen schon sehr früh und viel gesprochen wird, sind besser auf den Schulstart vorbereitet und sind auch im späteren Alter leistungsfähiger.

Sie wollen, dass Ihre Enkelkinder klug und wortgewandt werden? Dafür gibt es ein einfaches Rezept: Sprechen Sie viel mit Ihrem Enkelkind. Dabei wird das Gehirn Kinder ideal trainiert. Denn der Spracherwerb bei Kindern läuft in erster Linie über das Hören ab. Kinder hören Sprache und lernen daraufhin selber das sprechen.

Die frühzeitige Aktivierung und Unterstützung der sprachlichen Fertigkeiten ist wichtig und unerlässlich für die Entwicklung der kindlichen Lernfähigkeit. Dies hat letztendlich auch Auswirkungen auf den Erfolg in der Schule. Es hat sich herausgestellt, dass es das Beste ist, einfach viel mit den Kindern zu sprechen.

Die „Wissenschaft“ des Großeltern-Enkel Gespräches

85% des kindlichen Gehirns entwickeln sich in den ersten 3 Lebensjahren. Darüber haben die amerikanischen Autorinnen Prof. Dana Suskind und Beth Suskind nicht nur ein interessantes Buch geschrieben, sondern diesem Thema auch das Projekt „30 Million Words (30 Millionen Worte)“ gewidmet. Kinder mit denen schon sehr früh und viel gesprochen wird, sind besser auf den Schulstart vorbereitet und sind auch im späteren Alter leistungsfähiger.

Es ist erstaunlich, dass man den Einfluss des Sprachverständnisses schon im frühen Altern von 9 Monaten sehen kann. Von diesem Zeitpunkt an setzt sich dieses Phänomen im Laufe der nächsten Jahre unvermindert fort. An der Universität Stanford hat man dazu im Jahr 2013 eine Studie durchgeführt. Diese belegte, dass 18 Monate alte Kinder, die über bessere Sprachkenntnisse verfügten, bereits im Alter von 24 Monate auch ein viel größeres Vokabular hatten, als Kinder mit weniger ausgeprägten Sprachkenntnissen. Bis zum Kindergarteneintritt verstärkt sich dieser Unterschied in noch größerem Maße.

Über WAS Sie sprechen zählt auch – führen Sie gute und sinnvolle Gespräche!

Aufforderungen wie „Heb‘ mal Deinen Ball auf“ beinhalten natürlich viel weniger Lernmöglichkeiten als Fragen oder Sätze, die das kindliche Gehirn anregen. „Welche Farbe hat das Auto?“ oder Beschreibungen von Objekten oder Geschehnissen, wie „Schau doch mal den flauschigen, blauen Bär an!“ – solche Sätze sind wesentlich besser geeignet, um ein sinnvolles Gespräch mit dem Kind zu beginnen. Dabei wird das Kind angeregt zu antworten und muss sich mit eigenen Worten ausdrücken.

Nachteile, über die man nicht gerne spricht.

Leider werden viele Kinder nicht ausreichend zum Sprechen angeregt und motiviert. Im Rahmen einer bekannten, amerikanischen Studie fand man bereits im Jahre1995 heraus, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien bereits im Alter von 3 Jahren bis zu 30 Millionen weniger Worte als Kinder aus reichen Familien hören. Umgerechnet sind das in etwa 1500 Wörter pro Stunde. Das kann derart benachteiligte Kinder in der Schule um Jahre zurückwerfen.

Fernsehen hilft auch nicht weiter

Da Fernsehschauen die Kinder nicht in Gespräche verwickelt und gleichzeitig die Eltern vom Sprechen ablenkt oder gar abhält, ist sogar der bloße Fernsehbetrieb im Hintergrund schädlich für die Entwicklung des Kindes. Tatsächlich wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass Eltern ca. 770 Worte weniger in der Stunde sprechen, wenn das Fernsehgerät läuft. Das ist eine alarmierende Erkenntnis, wenn man bedenkt, dass das Fernsehgerät in vielen Haushalten oft und lange angeschaltet ist. Aus den Erfahrungsberichten von Kinderärzten geht hervor, dass nicht wenige Kinder bereits im Kleinkindalter durchschnittlich mehr als  5 Stunden täglich dem in Hintergrund laufenden Fernsehprogramm ausgesetzt sind.

Was können Großeltern tun?

Wie können Großeltern nun, neben dem Abschalten des Fernsehgerätes, noch positiv auf die  Sprachentwicklung der Enkelkinder einwirken?

Zunächst können Sie natürlich Einfluss auf die Eltern nehmen und diese sensibilisieren, wie wichtig und auch wunderbar es ist, die Kinder zum Sprechen anzuregen. Das funktioniert am besten, wenn man mit gutem Beispiel vorangeht.

Nutzen Sie jede Gelegenheit mit Ihren Enkeln zu sprechen, so dass die Sprache allgegenwärtig ist. Das geht ganz einfach. Passen Sie auf was die Aufmerksamkeit Ihres Enkelkindes erregt und dann fangen Sie einfach an darüber zu reden. Benutzen Sie eingehende, spielerische Worte, die Ihre ganze Wärme und Zuwendung für das kleine Wesen ausdrücken. So schaffen Sie ideale Voraussetzungen, dass das Enkelkind Ihnen antwortet.

Wir haben einige Beispiele für gute Gesprächsgelegenheiten zusammengestellt:
  • Sprechen Sie über das, was Sie gerade tun. Auch wenn es nur eine einfache Handlung wie das Windel wechseln ist.  Beschreiben Sie, dass die Windel ganz nass ist und gewechselt werden muss, aber die neue Windel jetzt wieder schön sauber ist. Zählen Sie die Klebverschlüsse an der Windel. Nummer 1 und Nummer 2….zu ist die Windel! Vielleicht beschreiben Sie die Farbe oder den niedlichen Motivdruck während Sie mit dem Enkel beschäftigt sind.
  • Öffnen Sie ein Buch und benutzen Sie es als Gesprächsstoff. Statt das Buch Wort für Wort vorzulesen, achten Sie darauf, was Ihr Enkelkind besonders interessiert und sprechen Sie mit ihm darüber. Geben Sie dem Kind ruhig das Buch in die Hand und lassen es die Seiten selbst blättern oder einen Teil der Geschichte erzählen. Lassen Sie das Kind die Richtung bestimmen. So wird Ihr Enkelkind noch mehr von der gemeinsamen Zeit haben.
  • Bücher ohne Texte können die Kreativität und Phantasie des Kindes anregen, vielleicht an Erfahrungen aus dem letzten Urlaub oder einem gemeinsamen Spaziergang erinnern (siehe unser Tipp am Ende des Artikels)
  • Erzählen Sie Ihrem Enkelkind etwas aus Ihrer eigenen Kindheit. Es muss keine lange oder ausgefallene Geschichte sein, eine kleine, einfache Erzählung über ein besonderes Spielzeug, einen Spielgefährten oder einen Lieblingsort sind schöne Ansatzpunkte für tolle Gespräche.
  • Singen Sie mit Ihrem Enkelkind Lieder. Tanzen und Bewegungen der Hände helfen dabei das Kind zum Mitmachen zu bewegen. Sie werden sehen, die Kinder lieben Oma‘s und Opa’s musikalische oder tänzerische Darbietungen und werden diese gerne wieder einfordern.
  • Machen Sie sich keine Sorgen wenn Sie eine Fernbeziehung führen. Auch wenn Sie weiter weg wohnen, können Sie an der Entwicklung der Fähigkeiten Ihrer Enkel teilhaben. Gestalten Sie ein Buch, in dem Sie über Ihren letzten Besuch oder gemeinsame Erlebnisse schreiben. Das muss kein Meisterwerk sein, ein paar Sätze und ein paar Bilder sind schon ausreichend. Schicken Sie dieses Buch zum Enkelkind. Eltern und Kinder können dieses Buch dann als Grundlage für Gespräche über vergangene Geschehnisse nutzen. So werden besondere Mechanismen für das Denken und für komplexes Sprechen in Gang gesetzt. Sie legen hier erste und auch wichtige Grundsteine für Lesen und Schreiben.

Wenn man über Dinge, die man gerade nicht erlebt, sehen oder fühlen kann, sprechen will, muss man sich auf die Kraft der Worte verlassen.

Wussten Sie schon?  Sprechen Sie genauso viel und intensiv mit dem Enkel wie mit der Enkelin. In einigen Studien wurde beobachtet, dass Eltern aus verschiedenen Gründen öfters mit den Mädchen sprechen und Jungen dabei zu kurz kommen. Stellen Sie sicher, dass Sie Ihre wertvollen Gespräche zeitlich gerecht aufteilen.

Denken Sie daran: Auch wenn Sie Ihre Enkelkinder gerne und kreativ beschäftigen, der Wert von Gesprächen mit den Enkelkindern kann nicht genug betont werden. Die Gespräche und das Reden mit den Enkelkindern werden nicht nur deren Entwicklung positiv beeinflussen, sondern auch Ihre Beziehung auf die nächsten Jahre hin bereichern.

Viel Spaß beim Gespräch mit den Enkeln – wir freuen uns wie immer auf Ihre Geschichten und Erfahrungen!

 

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