Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Mensch alleine lebt. Manchmal verstirbt der geliebte Ehepartner. Manchmal ist es auch die eigene Entscheidung, dass man alleine wohnen möchte. Doch im hohen Alter, wenn gesundheitliche Probleme einem zu schaffen machen, wird aus alleine sein plötzlich einsam sein. Viele Menschen, die keine Familie in ihrer nahen Umgebung haben und nur noch zum Einkaufen das Haus verlassen, fühle sich einsam im Alter. Und oft vergisst man, wie viele Menschen tatsächlich darunter leiden, weil sie in der Gesellschaft nicht mehr wahrgenommen werden. Was können wir gegen das Problem der Einsamkeit im Alter machen, sowohl als Nachbar wie auch als Betroffener?
Die meisten älteren Menschen in Deutschland leben in einem privaten Haushalt in einer Lebenspartnerschaft. Allerdings leben auch 33,6 Prozent der über 65-Jährigen alleine, laut Statistik des Deutschen Zentrums für Altersfragen. Davon wiederum sind 44,5 Prozent Frauen im Vergleich zu 19,9 Prozent bei den Männern. Natürlich sind nicht alle alleinlebenden älteren Menschen einsam. Bei einer Umfrage gab die Mehrheit der Alleinlebenden an, dass sie nach wie vor familiär und gesellschaftlich eingebunden sind und sich nicht isoliert fühlen. Dennoch berichteten rund 10 Prozent, dass sie sich einsam fühlen.
Wer im hohen Alter mobil eingeschränkt ist, kann plötzlich von Tag zu Tag in die Einsamkeit rutschen. Oft nehmen das die Menschen erst gar nicht wahr, weil es ein schleichender Prozess ist, bis sie sich einfach mit ihrer Situation abfinden. Ein weiteres Problem ist die Altersarmut, die besonders Frauen betrifft. Immer wieder berichte Rentner, dass sie es sich einfach nicht finanziell leisten können, regelmäßig auszugehen, um einen Kaffee zu trinken.
Oftmals ist der einzige Kontakt für die Menschen, die sich einsam fühlen, schließlich der Pflegedienst. Doch es ist kein Geheimnis, dass das Pflegesystem in Deutschland keinen Raum für zwischenmenschliche Interaktionen zulässt. Denn im Pflegedienst geht es immer auch um Zeit, weswegen oft nur wenige Minuten am Tag für einen Patienten bleiben. Einige Menschen haben nur noch einmal im Monat Besuch von Freunden und Bekannten und verbringen die restlichen Tage alleine vor dem Fernseher oder mit lesen. Und das obwohl sie mitten in der Stadt, umgeben von vielen Mitmenschen leben.
Es ist wichtig sich und vor allem auch anderen frühzeitig zu gestehen, dass man sich einsam fühlt, denn die Einsamkeit kann einem psychisch und körperlich zusetzen. Sie führt oft zur Altersdepression und kann sich negativ auf das Immunsystem auswirken. Auch auf die Gehirngesundheit kann Einsamkeit Einfluss haben und Demenzerkrankungen begünstigen.
Doch was kann man gegen Einsamkeit tun? Die Antworten sind wenig überraschend, worauf es ankommt, ist, dass man sich überwindet auf andere zuzugehen und dass man lernt Einsamkeit zu thematisieren.
Auch ist es wichtig, dass man selbst im eigenen Umfeld stärker darauf achtet, ob es den eigenen Verwandten oder Nachbarn gut geht. Oft kann ein regelmäßiges Telefonat schon ein positives Gefühl wecken. Inzwischen gibt es immer mehr ehrenamtliche Projekte, die regelmäßige Telefonate anbieten. Eines dieser tollen Projekte nennt sich zum Beispiel Silbernetz. Rund um die Uhr und an jedem Tag sitzen dort Freiwillige, die sich Zeit zum Zuhören und Reden nehmen. Es kann zwar nicht den persönlichen Kontakt mit Freunden und Bekannten ersetzen, ist aber ein guter Schritt, um der Einsamkeit den Kampf anzusagen.
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