Für viele Menschen mit zu hohem Blutdruck sind Medikamente die einzige Möglichkeit, mit der Krankheit umzugehen. Das Problem ist jedoch, dass die Blutdrucksenker ab einem gewissen Alter eine erhebliche Gefahr darstellen können. Einer Studie zufolge haben vor allem sehr alte Menschen ein höheres Sterberisiko und Gedächtnisprobleme, wenn ihr Blutdruck mit Medikamenten zu stark gesenkt wird.
Eine gemeinsame Studie der Universitäten Bern und Leiden haben in einer Studie die Risiken von Blutdrucksenkern genauer betrachtet. Untersucht wurden knapp 600 Patienten über 85 Jahren, darunter sehr gebrechliche und demente Senioren, die teilweise im Pflegeheim lebten. Bei ihnen führten die Medikamente zu einem höheren Sterberisiko und Gedächtnisproblemen.
Das Problem: Blutdruckrichtlinien sind oft auf jüngere Menschen abgestimmt und lassen das breite Spektrum alter, gebrechlicher Menschen außer acht. Während die Medikamente für einen Patienten um die 60 lebensrettend sein können, stellen sie für über 85-Jährige oft eine Gefahr dar. Bei sehr alten, gebrechlichen und/oder dementen Patienten sollte eine blutdrucksenkende Therapie laut den Forschern individuell abgewogen werden.
Dass die Regulierung des Blutdrucks gerade bei älteren Menschen keine einfache Angelegenheit ist, bestätigt auch Professor Leo Latasch im Interview mit FITBOOK. Zum einen seien deren Gefäße starrer, sodass sie empfindlicher auf medikamentöse Einwirkung reagieren. Zum anderen bestehe bei einer zu hohen Dosierung die Gefahr, den „Bedarfsdruck“ zu überschreiten. In diesem Fall würde das Gehirn nicht mehr mit ausreichend Blut versorgt werden. Es ist also wichtig, sich vorsichtig an die Behandlung heranzutasten und mit einer niedrigeren Dosis zu beginnen. Wenn Nebenwirkungen beobachtet werden, liegt es laut dem Experten meist an einer Überdosierung.