Bei einer Blinddarmentzündung (Appendizitis) entzündet sich der sogenannte Wurmfortsatz, der Anhang des Blinddarms (Appendix). Wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt wird, ist der Verlauf in der Regel risikofrei. Da die Symptome anfangs harmlos beginnen, ist es allerdings schwierig, eine Entzündung des Appendix beizeiten zu bemerken. Lesen Sie hier, wie Sie eine Blinddarmentzündung bei Kindern rechtzeitig erkennen und was Sie im Ernstfall tun können.
Was ist eine Blinddarmentzündung?
Bei einer Appendizitis ist der Wurmfortsatz (Appendix) entzündet. Er ist ein kleiner Anhang des Blinddarms und ist mit diesem mit seiner einzigen Öffnung verbunden. Im Volksmund wird eine Appendizitis fälschlicherweise als Blinddarmentzündung bezeichnet, dabei ist es das Anhängsel des Blinddarms, welches entzündet ist. Meist tritt eine Blinddarmentzündung bei Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und neunzehn Jahren und bei jungen Erwachsenen auf. Bei Kleinkindern unter zwei Jahren ist die Krankheit eher selten.
Wie äußert sich eine Blinddarmentzündung bei Kindern?
Wohl eines der bekanntesten klinischen Symptome sind die stechenden oder ziehenden Schmerzen, die anfangs in der Magengegend und in der Nähe des Nabels spürbar sind. Im Laufe weniger Stunden verlagern sich die Schmerzen in Richtung des rechten Unterbauchs und können sich dort zu Bauchkrämpfen entwickeln.
Allerdings können sich die Symptome einer akuten Blinddarmentzündung bei Kindern untypisch äußern: In manchen Fällen setzen die Symptome nach und nach ein, die Schmerzen können zeitweise nachlassen und wieder auftreten. Eine Diagnose ist daher mitunter erschwert. Bei Kindern können Sie sich deshalb nicht auf starke Schmerzen als eindeutiges Zeichen für eine akute Blinddarmentzündung verlassen.
Wenn die Blinddarmentzündung bei Kindern sowie bei Erwachsenen zu spät erkannt wird und sich verschlimmert, bricht der Wurmfortsatz durch und es kommt zum sogenannten Blinddarmdurchbruch. Eiter, Bakterien und Darminhalt verbreiten sich dabei in der Magenhöhle. Dadurch entstehen Eiterherde und es kann zu einer Bauchfellentzündung kommen. Hierbei verstärken sich die Schmerzen zügig und breiten sich im gesamten Bauchraum aus, die Bauchmuskulatur spannt sich an und die Bauchdecke verhärtet sich. Sobald diese Symptome spürbar sind, muss der Betroffene unverzüglich operiert werden, denn eine Bauchfellentzündung kann tödlich sein.
Ursachen einer Appendizitis
Die häufigste Ursache einer Blinddarmentzündung bei Kindern ist – wie bei Erwachsenen – eine Verstopfung des Blinddarminnenraums. Der Blinddarm ist der „blinde“ Anfangsteil des Dickdarms, der am Ende des Dünndarms eine sackförmige Ausstülpung formt. In dieser Ausstülpung kann es leicht zu einer Ansammlung von Verdauungsrückständen kommen. Dadurch können sich Sekrete im Appendix anhäufen und aus dem Dickdarm stammende Bakterien vermehren sich und führen somit zu einer Entzündung.
Manchmal können Würmer, Tumoren oder eine Schleimhautschwellung zu einer Blinddarmentzündung führen. Die dadurch entstehenden Verengungen verstopfen die Verbindung zwischen Wurmfortsatz und Blinddarm und rufen so eine Entzündung hervor.
Zudem kann eine Entzündung durch das Feststecken von Kostresten im Blinddarm und Appendix ausgelöst werden.
Die weit verbreitete Annahme, dass eine Ansammlung von Fremdkörpern wie Kirschkernen, Weintrauben- und Wassermelonenkernen eine Appendizitis verursachen, ist falsch.
Akute Blinddarmentzündung bei Kindern: Wie geht man im Ernstfall vor?
Bei Bauchkrämpfen im rechten Unterbauch, die über drei Stunden lang anhalten, sollte umgehend ein Arzt oder ein Krankenhaus aufgesucht werden. Um die operative Entfernung des Wurmfortsatzes (Appendektomie) kommt man bei einer akuten Blinddarmentzündung nicht herum. Die OP sollte am besten noch am Tag der Diagnose durchgeführt werden, um einen Blinddarmdurchbruch zu vermeiden.
Es gibt zwei chirurgische Möglichkeiten, den Wurmfortsatz zu entfernen. Bei der herkömmlichen Appendektomie (offene Operation) wird der Unterbauch mit einem circa sechs Zentimeter langen Schnitt unter Vollnarkose geöffnet. Aufgrund der vielen Haut- und Gewebeschichten, die bei der Öffnung durchtrennt werden, wird die Wunde schichtweise wieder verschlossen. Nach der OP verbleibt eine kleine Narbe. Dieses Vorgehen ist nach wie vor bei einer weit fortgeschrittenen Entzündung oder einem Blinddarmdurchbruch notwendig.
Eine modernere Alternative ist die sogenannte „Schlüsselloch“-Chirurgie. Diese Methode kann bei mehreren Krankheitsbildern angewandt werden, unter anderem auch bei Blinddarmentzündungen bei Kindern und Erwachsenen. Hierbei werden unter Vollnarkose mehrere winzige Öffnungen in den rechten Unterbauch geschnitten. Abgesehen vom kosmetischen Vorteil verkürzt diese Vorgehensweise die Heilungsdauer sowie die Fehlzeiten in Kindergarten und Schule. Zudem verringert sie die Schmerzen im Bereich der Naht. Allerdings muss vor einem Eingriff immer individuell geprüft werden, ob diese Methode möglichst risikofrei anwendbar ist. Beispielsweise ist bei gewissen Voroperationen oder Verwachsungen nur eine herkömmliche Appendektomie möglich.
In den ersten 24 Stunden nach der OP wird Nahrung durch die Infusionstherapie aufgenommen, anschließend bekommt der kleine Patient schluckweise Wasser und Tee. Bei einem reibungslosen Verlauf der Operation kann etwa 48 Stunden nach der OP langsam mit der Aufnahme fester Nahrung begonnen werden. Nach etwa zehn Tagen entfernt der Arzt bei einem unkomplizierten Verlauf die Fäden. Meist handelt es sich um einen fünftägigen Krankenhausaufenthalt, die vollständige Heilung kann mehrere Wochen dauern.