Großeltern nehmen sich viel Zeit für das Spiel mit ihren Enkelkindern. Dabei entwickeln sie ein sicheres und realistisches Gespür dafür, in welchen Bereichen ihre Enkel besondere Stärken aufweisen, und können so ihren Enkel eine wichtige Stütze bei der Entfaltung ihrer Persönlichkeit sein. Begabung erkennen und fördern – darüber möchten wir nun im Folgenden informieren.
Hochbegabten-Expertin stellt ihr Wissen auf grosseltern.de zur Verfügung
grosseltern.de hat Dr. Birgit Oschmann, Leiterin des Institut für das begabte Kind in Bochum, als renommierte Expertin zum Thema „Begabungen bei Kindern erkennen und richtig fördern“ befragt: „Birgit Oschmann ist für uns eine große Bereicherung. Denn das Thema ‚Begabung erkennen und fördern‘ steht bei unseren Großeltern hoch im Kurs, das belegen Ihre vielen Zuschriften und Anfragen.“ Mit ihrem Wissen über den Umgang mit Begabungen und Talenten von Kindern kann sie Großeltern helfen, dieses Thema richtig einzuschätzen und in ihrer wichtigen Rolle als Förderer der Enkel zu stärken.
Großeltern spielen wichtige Rolle beim Erkennen und Fördern der Begabungen ihrer Enkel
Dr. Birgit Oschmann, seit über 20 Jahren Leiterin des Instituts für das begabte Kind in Bochum, sagt, dass Großeltern eine wichtige Rolle beim Erkennen und Fördern der Begabungen ihrer Enkel einnehmen können. Warum? Großeltern wollen sich häufig gerne mehr Zeit für Förderung, Spaß und Spiel mit ihren Enkelkindern nehmen. Sie beobachten und begleiten die Entfaltung der kleinen Persönlichkeiten, haben Freude an den unterschiedlichsten großen und kleinen Entwicklungsschritten. Häufig stehen sie auch nicht mehr so unter zeitlichen Druck und können andere Sachen auch einfach mal liegen lassen: „Ich nehme mir jetzt die Zeit für unser Enkelkind!“ Eltern sind häufig froh über diese Großeltern-Zeit, da es für junge Familien i.d.R. immer genug zu tun gibt. Großeltern ziehen auch gerne mal ihren Erfahrungsschatz heran: Liegt vielleicht eine besonders hohe Befähigung in bestimmten intellektuellen Bereichen vor? Anfragen hierzu erhält Frau Dr. Birgit Oschmann in ihrem Institut immer wieder. „Diese Einschätzungen des Kindes hören wir uns einerseits immer wieder gerne an und können dann möglicherweise auch entsprechende Hinweise zur Förderung geben“; sagt die Expertin aus Bochum. „Andererseits werden intellektuelle Stärken aber auch nicht immer bewusst wahrgenommen und die nötige Förderung zur Entfaltung bleibt dann aus. Das ist immer sehr bedauerlich und kann letztlich auch zur Unzufriedenheit des Kindes führen“.
Im Institut erstellt sie daher auch Intelligenztest im Sinne einer Stärken- und Schwächenanalyse und steht den Familien bei Fragen und Problemen zur Seite. „Ich teste hier nicht mit dem Ziel ‚Hochbegabung‘, sondern ich erstelle mit Hilfe eines IQ-Tests ein Begabungsprofil, dass die individuellen Stärken und Schwächen eines jeden Kindes spiegelt sowie bei Forderung und Förderung in der Erziehung hilft oder auch bei wichtigen schulischen Fragen unterstützt.“
Im Institut bietet sie zahlreiche Kurse zur passgenauen Förderung der Kinder und Jugendlichen an, informiert in Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen über Fördermöglichkeiten, gibt konkrete Empfehlungen zur Gestaltung des Familienalltags und leistet gezielte Hilfe bei schulischen und sozialen Schwierigkeiten. Großeltern können nach Ansicht der Expertin eine wichtige Rolle bei der Förderung ihrer Enkelkinder spielen: „Kinder brauchen viel Aufmerksamkeit und Raum, um ihre Begabungen zu entfalten. Großeltern sind dabei für die Enkel eine wertvolle Stütze, denn sie haben oftmals die nötige Zeit und Geduld zum Vorlesen, für Knobelspiele, zum Erkunden – und für die vielen Fragen der Kinder“, so Birgit Oschmann. „Die Kinder können sich bei Oma und Opa auf das konzentrieren, was sie interessiert und was ihnen am meisten Freude bereitet.“ Dabei entwickeln Großeltern häufig ein gutes Gespür, was den Kindern liegt, und was nicht. „Nicht hinter jeder Begabung steckt auch gleich eine Hochbegabung. Aber jedes Kind, jede Begabung verdient es, gefördert zu werden“, so die Expertin.
Aber woran erkennen Oma und Opa denn nun, ob ihr Enkelkind eine besondere Begabung mitbringt? Talent, Begabung, Hochbegabung – wo ist denn da der Unterschied? Der Begriff „Hochbegabung“ bezieht sich – anders als beispielsweise die Verwendung des Begriffs „Talent“ – auf rein intellektuelle Fähigkeiten. Hochbegabten Kindern wird eine besonders hohe Intelligenz und damit eine herausragende Denk- und Problemlösungsfähigkeit bescheinigt. Sie verfügen in der Regel über eine gute Lernfähigkeit, eine schnelle Auffassungsgabe und ein außerordentlich gutes Gedächtnis. In ihrer geistigen Entwicklung sind hochbegabte Kinder anderen Kindern ihres Jahrgangs oftmals um Monate oder sogar Jahre voraus. „Hochbegabte Kinder verfügen über das Potential zu außergewöhnlichen Leistungen“, erklärt Birgit Oschmann. „Ob sie diese Leistungen auch tatsächlich erbringen, hängt jedoch von der jeweiligen Förderung und den Bedingungen des Umfeldes ab, in dem die Kinder aufwachsen. Hochbegabung ist daher nicht automatisch mit außergewöhnlicher Leistung gleichzusetzen. Insofern ist ein hochbegabtes Kind auch nicht immer einfach zu erkennen.“
Mögliche Merkmale für Hochbegabung sind so verschieden wie die Kinder: Manche Kinder lernen sehr früh zu sprechen. Andere wiederum lernen es vermeintlich spät, sprechen aber dann gleich in ganzen Sätzen. „Die Neugier ist in jungen Jahren sehr ausgeprägt: Wörter werden hinterfragt und Detailwissen aufgebaut, dann wird sich in ein Thema vertieft, alles dazu aufgesogen“, beschreibt Birgit Oschmann. Viele Kinder haben einen ausgeprägten Sinn fürs Sortieren und Ordnen. „Nicht selten bestimmen schon Dreijährige beim Nachmittagsspaziergang Automarken.“ Oftmals haben hochbegabte Kinder ein großes Interesse an Zahlen und Mengen sowie Buchstaben, manche können schon lange vor Schuleintritt lesen – manche interessieren sich jedoch gar nicht für schulische Dinge. Viele hochbegabte Kinder können sich über lange Phasen konzentrieren, wenn sie intellektuell gefordert werden. Bei Wiederholungen oder Routinetätigkeiten bricht die Konzentration dann aber schnell in sich zusammen. „Gerade bei kleineren Kindern führt das dazu, dass sie sich nicht besonders gruppenkonform zeigen, was die Arbeit für Erzieherinnen und Lehrkräfte nicht immer einfach macht“, beschreibt die Expertin. „Bei Oma und Opa müssen sich die Kinder dem Tempo oder den Interessen anderer Kinder nicht anpassen – meistens wird ihnen bei Oma und Opa Freiraum gelassen. Das genießen die Kinder sehr.“
Eine sichere Aussage liefert nur ein normierter Intelligenztest. In der Intelligenz-Forschung gilt ein Kind dann als hochbegabt, wenn es in entsprechenden Tests einen IQ von über 130 erreicht. Das bedeutet, dass etwa zwei Prozent der Kinder eines Jahrgangs intellektuell hochbegabt sind, weitere 15 Prozent sind überdurchschnittlich intelligent. Aber auch wenn Eltern nicht unbedingt eine hohe intellektuelle Fähigkeit bei ihrem Kind vermuten, lassen viele ihren Nachwuchs im Institut testen, um ein individuelles Stärken- und Schwächeprofil ihres Kindes zu erhalten. Dieses Profil kann dann zur sinnvollen Förderung eines Kindes inner- und außerhalb der Schule genutzt werden. „Nicht selten sind es Großeltern, die ihre Enkel dabei begleiten und auch die Organisation wichtiger Aktivitäten am Nachmittag übernehmen“, beschreibt Birgit Oschmann den Alltag in ihrem Institut. Sehr intelligente Kinder brauchen viele Anregungen und viel Förderung. Sie lieben das Neue und stellen sich gerne Herausforderungen.
Diese Tipps gelten natürlich für alle interessierten Kinder „Häufig wollen intellektuell begabte Kinder auch eine Fremdsprache lernen, Experimente machen oder sich den weitreichenden Bereich der Digitalisierung erschließen“, zählt unsere Expertin Birgit Oschmann auf.
Letztendlich hält es Sie als Großeltern ebenfalls auf Trab, den Begabungen der Enkel zu folgen. Wer weiß, vielleicht entdecken Sie auch für sich völlig neue Bereiche!