Autismus bei Kindern ist eine nicht seltene Entwicklungsstörung und doch fällt es den Menschen oft schwer diese zu erkennen. Meist tritt Autismus schon im frühen Kindesalter auf. Eines von 100 Kindern ist betroffen, von den Jungen sogar einer von 70. Wenn Großeltern erfahren, dass Ihr Enkelkind Autismus hat, wissen sie oft nicht damit richtig umzugehen, denn die Erscheinungsformen können sehr unterschiedlich sein. Während die einen pausenlos reden können, reagieren andere fast gar nicht, wenn sie angesprochen werden. Manche Großeltern ziehen sich dann zurück oder wollen nur mit den gesunden Enkelkindern Zeit verbringen. Großeltern sind aber gerade in so einem Fall sehr wichtig, nicht nur für den autistischen Enkel, sondern auch für die Eltern.
Autistische Kinder zeigen oft eine schlechte Sprachentwicklung und motorische Auffälligkeiten. Das ständige Wedeln mit der Hand, Vermeiden von Augenkontakt sowie soziale Schwäche sind weitere Merkmale. Eltern haben oft damit zu kämpfen, dass ihnen gesagt wird, ihr Kind wäre schlecht erzogen. Dabei können die Kinder nichts für ihr Verhalten. Sie verstehen die Bedeutung von Mimik und Gestik nicht und müssen diese oft erst mühevoll erlernen. Auf Überforderung – etwa durch Lärm – reagieren einige Kinder, indem sie sich die Ohren zuhalten, schreien, unter Umständen aggressiv gegen sich und andere werden. Für Autisten sind daher Gewohnheiten und vertraute Menschen in ihrer Umgebung besonders wichtig. Viele fragen sich, wie sie ihr Enkelkind und die Eltern unterstützen können. Wir geben Tipps:
Hören Sie den Eltern zu
Die Kindeseltern werden wahrscheinlich bereits von allen Seiten, sei es der Arzt oder Nachbar, Ratschläge bekommen, wie sie ihr autistisches Kind erziehen sollen und welche Therapieform die Beste ist. Noch mehr Vorschläge können schnell zu Konflikten führen. Was die Eltern brauchen sind Großeltern, die ihnen zuhören. Hören Sie sich in Ruhe an, welche Erziehungsmöglichkeiten es gibt und zeigen Sie Interesse, stellen Sie Fragen und halten Sie sich zurück mit weiteren Ideen und Informationen. Die Eltern müssen sich wahrscheinlich schon genug durch den Dschungel der medizinischen und therapeutischen Möglichkeiten schlagen. Die Eltern brauchen nun jemanden, der sie in diesem Prozess unterstützt, nicht jemanden, der die Erziehungsmethode in Frage stellt.
Helfen Sie beim Babysitten
Haben Sie keine Scheu Zeit mit Ihrem autistischen Enkelkind alleine zu verbringen. Sie werden schnell die Regeln verstehen, die die Eltern aufgestellt haben, um Ihr Enkelkind zu fördern. Es wird anfangs sicherlich schwierig für Sie sein, da Autisten anders mit einem kommunizieren, aber damit kann man vertraut werden. Es wird sicherlich eine ganz besondere Beziehung für Sie sein. Genauso wie Ihr Enkelkind lernt sich richtig auszudrücken, wird es auch für Sie ein Lernprozess sein. Es wird Ihrem Enkel guttun, mehrere vertraute Menschen um sich zu haben. Und die Eltern können in dieser Zeit mal in Ruhe einkaufen oder zum Friseur gehen. Planen Sie am besten feste Zeiten ein, denn Kinder mit Autismus brauchen Routine und Rituale. Viele haben ungewöhnliche Interessen. Finden Sie diese heraus und lassen Sie sich darauf ein, zum Beispiel wenn Ihr Enkel immer wieder den gleichen Ort besuchen möchte.
Lernen Sie die Stärken Ihres Enkelkindes kennen
Für Großeltern ist es sehr schwer zu ertragen, wenn andere Ihr Enkelkind als krank und nicht normal abstempeln. Therapeuten, Ärzte oder Lehrer fokussieren sich vor allem darauf, wie unerwünschtes Verhalten therapiert werden kann. Dabei lassen sie oft die Stärken des Kindes unberücksichtigt. Als Großeltern hat man das Privileg sein Enkelkind auf eine viel persönlichere Weise kennenzulernen. Autisten haben oft ein verborgenes Talent wie Zeichnen, Singen oder die Mathematik. Vielleicht sind Sie diejenigen, die dieses Talent entdecken, indem Sie sich nicht so sehr auf die negativen Verhaltensmuster fokussieren.
Helfen Sie Ihren Bekannten Autismus zu verstehen
Verwandte, Nachbarn oder Freunde – die wenigsten von ihnen werden sich bisher mit Autismus auseinandergesetzt haben. Für die Kindeseltern ist es auf Dauer mühsam immer wieder erklären zu müssen, was es bedeutet Autismus zu haben. Klären Sie ihre Verwandten auf, erzählen Sie von den Verhaltensmustern Ihres Enkelkindes und wie Sie damit umgehen. Das mindert auch mögliche Berührungsängste auf der nächsten Familienfeier.
Nehmen Sie sich Zeit
Sie brauchen sich nicht schuldig fühlen, wenn Sie sich zurückziehen wollen, nachdem Sie von der Diagnose erfahren haben. Auch für Großeltern kann die Diagnose Autismus schwierig sein. Nehmen Sie sich die Zeit, die sie brauchen. Was helfen kann, ist sich selbst sehr gut zu informieren über Symptome und Therapiemöglichkeiten. Sprechen Sie mit den Eltern über ihre Gefühle und Sorgen. Oder tauschen Sie sich mit anderen betroffenen Großeltern aus. Wichtig ist letztlich, dass sie sich auch langfristig wohlfühlen, wenn Sie mit Ihrem autistischen Enkelkind Zeit verbringen.
Obwohl Autismus eine anerkannte Verhaltensstörung ist, sagen viele Autisten, dass sie nicht als krank eingestuft werden wollen. Sie nehmen die Welt nur auf veränderte Weise wahr, so ihr Argument. Autisten führen oft ein ebenso zufriedenes Leben wie Nicht-Autisten, das sollten wir uns bewusst halten.