In Deutschland ist sie die häufigste Form der Diskriminierung, von ihr sind alle Menschen früher oder später betroffen, sie wird oft hingenommen und selten thematisiert: die Altersdiskriminierung. Wie Menschen wegen des Alters benachteiligt werden, was man dagegen tun kann und woher dieses Problem kommt, beleuchten wir am heutigen Tag gegen die Diskriminierung.
Jeder weiß, dass es nicht in Ordnung ist, Minderheiten oder Frauen zu diskriminieren. Alle Menschen haben das Recht gleich behandelt zu werden, unabhängig von der Herkunft, vom Geschlecht oder vom Alter. Aber gerade letzteres haben viele Menschen nicht auf dem Radar. Auch ältere Menschen haben ein Recht auf gleiche Möglichkeiten und Chancen und dafür gibt es auch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Verstöße gegen das AGG kommen aber ständig vor. Ob eine 80-jährige Seniorin wegen ihres Alters nicht auf die Warteliste für Betreutes Wohnen gesetzt wird, ältere Menschen höhere Versicherungsbeiträge zahlen müssen, oder ein 84-Jähriger nicht mehr Schöffe werden kann. Die Realität ist weit vom gesetzlichen und moralischen Ideal entfernt.
Die Rechtslage
Wenn ältere Menschen aufgrund ihres Alters von Positionen ausgeschlossen werden oder an Weiterbildungen nicht teilnehmen können, ist das nicht nur unfair. Es verstößt gegen das Gesetz. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gibt es seit 2006. Es unterscheidet zwischen unmittelbarer und mittelbarer Altersdiskriminierung und unerwünschten Verhaltensweisen. Das AGG gilt für das Arbeitsleben, für Sozialleistungen, Bildung und für den Zugang zu öffentlichen Gütern und Dienstleistungen, wie Wohnraum. Auch private Versicherungen werden abgedeckt, wenn es für die ungleiche Behandlung keinen sachlichen Grund gibt. Generell wird Diskriminierung gesetzlich so verstanden, dass es keinen sachlich gerechtfertigten Grund für die Ungleichbehandlung gibt.
Oft ist es aber gar nicht nötig, vors Gericht zu ziehen. Denn manchmal reicht es, einen Beschwerdebrief zu schreiben, wenn man sich wegen seines Alters diskriminiert sieht. Darüber hinaus können Menschen, die sich diskriminiert fühlen, an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes wenden. Dort erfahren Sie, wie Sie dagegen vorgehen können.
Alle wollen alt werden, die wenigsten wollen alt sein
Die Diskriminierung von älteren Menschen findet aber auch in anderen Bereichen statt, als es vom AGG abgedeckt wird. Versicherungsbeiträge und Boni kommen meist nur jungen Menschen zu Gute, Banken gewähren älteren Menschen oft kein Hypothekendarlehen, oder vergeben keine Kredite. Abgesehen von solchen Fällen, fehlt im Alltag allgemein der Respekt älteren Menschen gegenüber. Sie werden belächelt, nicht ernst genommen und entsprechend ausgegrenzt oder schlecht behandelt. Dabei sind Senioren so fit, selbstbestimmt und offen wie noch nie. Auch die Altersdiskriminierung verdient eine #metoo-Debatte.
Die Werbung, Kosmetika und Schönheitsoperationen spiegeln den Jugendwahn in der westlichen Kultur und bewirken zum Teil eine negative Einstellung zum Alter. Dass hohes Alter als Bürde wahrgenommen wird, war nicht immer so und ist nicht überall auf der Welt der Fall. Der Umgang mit älteren Menschen ist von Kultur zu Kultur unterschiedlich und hängt mit den Leitbildern der Gesellschaft zusammen.