Wenig in der Unterhaltungsbranche klingt so hölzern und verstaubt wie „Puppentheater“. Ein Räuber Hotzenplotz lockt den Enkel wohl selten von der Spielkonsole weg. Oder? Wie erklärt sich der andauernde Erfolg der – auf den ersten Blick – hausbackenen Geschichten aus der Augsburger Puppenkiste? Wie kommt es, dass 2018 die dritte Verfilmung von Jim Knopf erfolgt? Das liegt vermutlich daran, dass die Figuren eine Menge Identifikationspotenzial bieten, und die Kinder in den Erzählungen so viel von ihrer Lebenswelt einerseits und ihren elementaren Wünschen andererseits entdecken.
Am Beispiel der Abenteuer von Jim Knopf und seinen Gefährten kann man dies besonders gut beobachten. Ein ausgesetztes Kind wird von einer Gemeinschaft aufgenommen, deren Mitglieder verschiedene Erziehungs-Rollen übernehmen.
1.Frau Waas als geduldige Oma
Frau Waas ist die perfekte Oma. Als Ladenbesitzerin hat sie alles was man braucht. Sie bäckt den besten Kuchen, umsorgt ihren Schützling liebevoll und verzeiht ihm von Mal zu Mal seine Tollheiten. Das zeigt uns, dass wir ohne Vorbehalte lieben dürfen und dass es, gerade für die Oma, okay ist, mal fünfe gerade sein zu lassen.
2. Der König „zeigt“ Jim die Welt
Der König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte regelt den Verkehr und sorgt dafür, dass Jim das Nest Lummerland verlässt und mit dem Leben konfrontiert wird. Hier wird der Wunsch des Kindes verarbeitet, dass der Großvater immer alles unter Kontrolle hat und nahezu allwissend ist. Das heißt nicht, dass dies in der Wirklichkeit auch so sein muss, aber Lebensweisheit weiterzugeben, dürfte nach wie vor ein Prozess sein, von dem beide Seiten profitieren. Und man sollte nie aus den Augen verlieren, dass ein Kind das Bedürfnis nach Festigkeit und konstanten Strukturen hat.
3. Lukas als Vaterfigur
Könnte es einen besseren Vater geben als Lukas, den Lokomotivführer? Kumpelhaft, stark und und draufgängerisch leitet er Jim durch die aufregendsten Abenteuer, nicht ohne ihn zu behüten und ihm mit Trost beiseite zu stehen, wenn es not tut.
4. Alles wendet sich zum Guten
Frau Mahlzahn und der Scheinriese veranschaulichen, dass die Dinge von Nahem betrachtet nicht so sind, wie sie scheinen. In einer schnelllebigen, medialisierten Welt wie der unseren können rasch viele Ängste aufkommen – und die gilt es zu entschärfen. Die Story von Jim, Lukas und den Inselbewohnern ist nicht so bieder und veraltet wie sie scheint, sondern geht uns nahe wie eh und je.